Der Hammer im Glocken-Turm von St. Marien in Ahlen schlug viermal auf eine Glocke und es ertönte das viermalige Glockenzeichen für die volle vorausgegangene Stunde. Ein weiterer zweiter Hammer schlug kurz danach ebenfalls viermal auf eine andere Glocke mit tieferem Klang. Nun wußte die wartende Gruppe auf dem Marienplatz, dass es 4 Uhr ist und die Tore des Interreligiösen Museum am Samstagnachmittag für sie geöffnet würden.
Der Leiter des Museums, Werner Fischer, begrüßte die angemeldeten Besucher im Ahlener Goldschmiedehaus. Größtenteils kamen die Damen und Herren von jenseits der Lippe, aus dem benachbarten Hamm, Uentrup und dem weiteren Umland.
Sie alle bekennen sich privat zu einer Spielleidenschaft, die sie bei den jährlichen Theateraufführungen auf der "Waldbühne in Heessen" den Besuchern präsentieren.
Gerhard Wallmeier aus Dolberg hatte vorab mit Werner Fischer vereinbart, sich an diesem Museums-Nachmittag der "Sakralen Christlichen Kunst" zu widmen.
Werner Fischer verstand es in seiner ihm eigenen Vortragsart, den musealen Exponaten mit seinen Worten Leben einzuhauchen und ihre Bestimmungen in den sakralen Bereichen der Kirche und im christlichen Haus vorzustellen.
Das signifikante Zeichen der Christen, "das Kreuz", in seinen vielfältigen Gestaltungen reflektiert die Verehrung aber auch die Hoffnung vieler gläubiger Menschen. Unter diesem Zeichen wirst du siegen. 313 n. Chr. entschied Kaiser Konstantin in Mailand, den Christen im ganzen Römischen Reich die Religionsfreiheit zu gewähren. Das Kreuz ist auch noch heute Identifizierungsmerkmal der Christen, wenngleich auch bekannt werden muß, dass es für manche nur noch ein geometrisches Zeichen ist. Dabei hat doch jeder Mensch ein Kreuz. Einigen könne es auch Schmerzen bereiten, so meinte Fischer.
Es waren nicht nur die prächtigen Exponate, wie z. B. prachtvolle Monstranzen, die Fischer aus dem Museumsschatz zeigte, sondern auch unspektakuläre kleine Dinge des Alltags, die das religiöse Leben auf der ganzen Welt mit bestimmen.
So ein Phylakterion aus Makedonien, 18. Jh., ein quadratisches, flaches Kästchens, das an der Oberseite mit einem Schiebeplättchen in Führungsschienen zu verschließen ist. Auf den Schauseiten die Darstellung des hl. Georg und das Bild der hl. Helena mit ihrem Sohn, den hl. Konstantin, um nur eines der vielen Exponate zu nennen. Der Inhalt dieser Medaillons, Amulette kann sehr vielfältig sein: z.B. eine Reliquie, ein Erinnerungsteilchen an einen lieben Menschen, oder ein beschrifteter Zettel. Letzterer ist uns auch bekannt aus anderen Religionsgemeinschaften. Juden legen beschriebene Zettelchen beim Besuch der Klagemauer in die vorhandenen Steinlücken und verbinden damit Wünsche und Hoffnungen.
Die Zeit eilte dahin und Gerhard Wallmeier bedankte sich mit warmherzigen Worten bei Werner Fischer. Er lud Fischer zur Waldbühne in Heessen ein, wo in diesem Jahr das Musical "Les Misérables" von Claude-Michel Schönberg und Alain Boublil aufgeführt wird. Die Handlung liegt dem Roman "Die Elenden" von Victor Hugo zu Grunde.
Die Damen und Herren der Spielergemeinschaft der Waldbühne Heessen 2013 und Werner Fischer