Zwei Goldschmiedinnen besuchten am 25. November 2014 das Museum im Goldschmiedehaus
Ich, Svea Steinhauer, aus Göttingen, bilde mich z. Zeit weiter bei der Handwerkskammer Koblenz als Restauratorin im Gold-und Silberschmiedehandwerk. Der Meistertitel ist Voraussetzung für diese Weiterbildung.
Im Rahmen der Prüfung muss ich eine Dokumentation über ein sakrales oder profanes Gold- und Silberschmiedestück erstellen.
Die Aufgabenstellung umfasst eine detaillierte Bestandsaufnahme inklusive Sekundärinformationen zu dem Objekt mit Schadenskartierung sowie der Ausarbeitung zweier Maßnahmenkonzepte für die Konservierung, Restaurierung oder Rekonstruktion des Stückes in schriftlicher, grafischer sowie bildlicher Form. Eine Ausführung der vorgeschlagenen Maßnahmen ist nicht gefordert.
Dafür hat mir ein Kunde freundlicherweise einen historischen Kelch zur Verfügung gestellt, bei dem ich dann später auch die Restaurierung, bzw. Rekonstruktion des fehlenden fehlenden Teils zwischen Nodus und Cuppa ausführen darf. Die dabei vorab aufkommenden Fragen wollte ich mit einem versierten Experten besprechen.
In Fachkreisen hatte ich vernommen, dass es in Ahlen in Westfalen ein Interreligiöses Museum gibt, das historisches, antikes Sakralgerät aus verschiedenen Jahrhunderten zeigt und dass der Museumsleiter ein ehemals praktizierender Goldschmiedemeister ist.
Nach einem Telefonat vereinbarten wir einen Besuch im Ahlener Museum und meine Kollegin Susanne Ahrhelger und ich konnten unsere Fragen stellen.
Ich beschrieb Herrn Fischer, dass ich dem Kelch vorsichtig Lotproben entnommen hatte um festzustellen, ob dieses cadmiumhaltig ist und ich somit eine vage Datierung erhalte, wann der Kelch angefertigt wurde, denn es gibt eine Zeitepoche, seit der Kadmium dem Silber zugesetzt wird, um ein Lot mit einem niederen Schmelzpunkt zur Bearbeitung zu erstellen.
Weitere Fragen schlossen sich an, die Werner Fischer beantwortete.
Resumé: Der Besuch in Ahlen hat mir viel gebracht.
Auch meine Goldschmiede-Kollegin Susanne Arhelger aus Lingenfeld war mit mir nach Ahlen gereist, um mit Herrn Fischer über ein Toraschild aus dem Jüdischen Museum in Worms zu sprechen.
Das Interreligiöse Museum in Ahlen besitzt ein Toraschild aus der zerstörten Synagoge in Paderborn Toraschild - Tass, Silber, punziert mit Meistermarke und 12-lot = 750/ooo (16 Lot = 1000), 26 x 23 cm, Gewicht 530 Gramm.
Paderborn um 1850, Meister Johann Joseph Leggen (1815-1887), Silber getrieben, graviert und teils vergoldet. Als Bekrönung eine Blumenvase, reich gegliederter mit Rocaillen und Blüten verzierter Rand.
Unter der plastisch aufgelegten Tora-Krone von Rocaillen aufgeschraubter gerahmter Wechselrahmen für die Schriftplättchen mit den Namen der Festtage (Sabbat, Versöhnungsfest, Wochenfest).
Rückseitig gravierte Inschrift: Gewidmet von M. Grünebaum und Ida Grünebaum, geb. Weyl, 1874.
Werner Fischer konnte dazu beitragen, dass auch Frau Arhelger mit vielen Tipps und Anregungen sich der Dokumentation über das Toraschild annehmen kann.