Klosterarbeiten
wurden u.a. von Nonnen in den Klöstern angefertigt und zum Verkauf angeboten.

Nicht immer wurde der Verkaufspreis gefordert, sondern es wurde dem Käufer anheim gestellt, wie viel ihm das Bild wert ist und dieser Betrag wurde auch entrichtet.

So wurde durch den Erwerb von Andachtsbildern oder anderer religiöser Devotionalien der Alltag der Schwestern finanziell unterstützt.

Klosterarbeiten, 18. Jh., rechteckiger, verglaster, vergoldeter Bilderrahmen,

2013-04-24 11.54.27

ca. 175 mm breit und ca. 270 mm hoch, darauf ein aus Holz geschnitztes, barockes Ornament. Hinter dem Rahmen befindet sich ein Holzkästchen, das nicht zu öffnen ist.

Der Blick durch das Glas zeigt eine aufwendige Klosterarbeit. Die Rückwand ist mit braunem Samt belegt. Darauf ein gemusteter beigefarbener Stoff, bogenartig geschnitten, der einen goldfarbenen Strahlenkranz aus Stanniol aufnimmt. In den beiden oberen Ecken sind zwei lilafarbene, facettierte Schmucksteine angebracht.

Diese gesamte Komposition dient der Verherrlichung der Mutter Gottes, erkennbar durch ein gemaltes Gesicht, das mit braunem Samt ummantelt ist. Das Kleid lugt hervor, die beiden Hände liegen über kreuz und halten ein Blumenbukett, das von einem Schleier gehalten wird.

Darunter ein Schriftband ECCE MATER AMORIS - Et. DOLORIS - Siehe die Mutter der Liebe und des Schmerzes

Klosterarbeiten wurden u.a. von Nonnen in den Klöstern angefertigt und zum Verkauf angeboten. Nicht immer wurde der Verkaufspreis gefordert, sondern es wurde dem Käufer anheim gestellt, wie viel ihm das Bild wert ist und dieser Betrag wurde auch entrichtet.

So wurde durch den Erwerb von Andachtsbilder oder anderer religiöser Devotionalien der Alltag der Schwestern finanziell unterstützt.

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gedultsflasche

Seit etwa 300 Jahren werden im Erzgebirge, im Allgäu aber auch in anderen Gegenden insbesondere in den Wintermonaten durchsichtige Glasflaschen mit geschnitzten Holz- oder Metallteilen gefüllt, die in einer gesteckten Komposition an die Kreuzigung Jesu Christi erinnern. Eine Geduldsarbeit - darum auch Geduldsflasche genannt.

Die Glasflasche hat eine Höhe von ca.14,5 cm und einen Durchmesser von ca. 5,6 cm. Im äußeren Flaschenboden befindet sich als Glasprägung die Ziffer 200.
Als Abdeckung der Flasche dient ein geschnitzter, krähender Hahn, in Erinnerung an Petrus.
Jesus sprach zu Petrus in der Passionsgeschichte:
"Ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen".

In der Flasche selbst befindet sich ein gleichschenkliges Holzbodenkreuz, welches an seinen vier Enden zwei Würfel trägt. (Einer ist abgefallen) Ein weiterer Balken trägt die Leiter, wiederum ein anderer einen Totenkopf in Erinnerung an die Sterblichkeit Adams, des ersten Menschen. Ein weiterer Balken ist bestückt mit einer Lanze und einem Stock, an dessen Ende ein Schwamm befestigt ist.
„ Ein Soldat hielt ihm einen in Essig getränkten Schwamm hin, der auf einem Ysopzweig steckte, und Jesus trank. Anschließend rief er mehrfach: "Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?" Seine letzten Worte waren: "Es ist vollbracht!"

Im Zentrum des kreuzförmigen Bodenbalkens steht das Kreuz mit dem gekreuzigten Christus auf dem Suppedaneum mit Dornenkrone und Lendenschurz. Der Titulus INRI befindet sich am oberen Längsbalken. An dem waagerechten Kreuzbalken hängt links eine Laterne und rechts eine Geißel. Auf dem Querbalken befinden sich eine Kneifzange, ein Kelch und nochmals ein Hahn sowie ein Hammer. Zwei auf den Boden gefallene gekreuzte Stäbe könnten die Geißelruten andeuten.
Bezeichnungen wie Leidens-Werkzeuge oder Marterwerkzeuge werden bei diesen Darstellungen ebenfalls verwendet.

Das Alter des Objekts kann zur Zeit nicht angegeben werden, da dem Museum im Goldschmiedehaus in Ahlen kein Sachverständiger für diese Disziplin bekannt ist. Oder können Sie als Leser etwas dazu sagen?
Wie kam das Objekt ins Museum im Ahlener Goldschmiedhaus?
Frau Horstkötter in Beckum, z.Z. im 87. Lebensjahr, widmete dem Museum im Goldschmiedehaus Ahlen, der Familie Fischer, im April 2013 diese Geduldsflasche, die vorher im Besitz ihres verstorbenen Vaters Caspar Horstkötter, Beckum, Rosengasse, war.

Gegenstände in durchsichtige Glasflaschen zu montieren, zu basteln, kennen wir auch bei den sogenannten Buddelschiffen.
Wie schon erwähnt, wurde diese 300 Jahre alte Tradition, religiöse und alltägliche Szenen in Flaschen darzustellen, hauptsächlich im Erzgebirge und Allgäu betrieben. Man vertrieb sich in den langen Wintermonaten bei der Herstellung der „Geduldsflaschen“ oder „Eingerichte“, wie sie auch genannt werden, die Zeit, hatte eine Beschäftigung mit meist frommem Inhalt, und konnte sich mit den kunstvollen Ergebnissen zudem ein wenig Geld verdienen. Interessant dabei ist, dass diese Tradition konfessionsübergreifend sowohl im evangelisch-lutherisch geprägten Erzgebirge als auch im mehrheitlich katholischen Allgäu Verbreitung fand.

Die Geduldsflasche, auch Eingestell und Eingerichte genannt, ist eine Darstellung einer religiösen oder Alltagsszene, die in eine Glasflasche mit viel Geschick hineingebastelt wird, nicht zu verwechseln mit einer Flaschenpost.

 

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Herr Gregor Kösters kannte das von seiner Tante, Frau Hildegard Horstkötter, dem Interreligiösen Museum übergebene Eingericht seit seiner Kindheit, ließ sich von dessen Internet-Auftritt für diesen Bereich religiöser Volkskunst sensibilisieren und stieß bei einer Reise in den Westen Irlands im Country Life Museum im Turlough Park House auf eine Geduldsflasche mit der Darstellung von Symbolen der Kreuzigung Christi.

Ein Foto übersandte er dem Interreligiösen Museum in Ahlen.
Erklärende Tafeln weisen dieses Stück als eine typische Arbeit der irischen Traveller (engl. travellers/Reisende), die sich selber Pavee (irisch pavee/Händler) nennen, aus.

Diese Bevölkerungsgruppe lebt traditionell auf der Wanderschaft. Meist sind sie römisch-katholisch. Besonders ihre Frauenn sind sehr religiös und dekorieren ihre Wagen mit religiösen Bildern und Skulpturen.

Solcher Frömmigkeit entsprang auch dieser "God in the boddle/Gott in der Flasche", der die Kreuzigung abstrahierender, in symbolischerer Formensprache als das oben vorgestellte Eingericht repräsentiert.

Stücke dieser Art verkaufen die Traveller von Tür zu Tür oder an Marktständen.

 

Reliquienkasten, süddeutsch, Klosterarbeit um 1800

2013-04-24 11.50.55

Maße: Rahmen 313 x 275 mm, Tiefe 50 mm

Reliquienkasten in Form eines Bilderrahmens mit Glasabdeckung. Im Innern ist auf geprägtem Silberpapiergrund ein "Jerusalemer Kreuznagel" auf ein Samtkissen

aufgenäht. Ein angebundenes Papiersiegel dient als Echtheitszertifikat. Dem Oberteil des geschmiedeten Eisennagels ist eine Krone aufgesetzt. Als Umrandung des Nagels sind spiralförmige Gold- und Silberdrähtchen kunstvoll zu einer Bordüre angeordnet.

Zu beiden Seiten des Nagels befinden sich zwei Agnus-Dei-Medaillons (Apostel Paulus und Bartholomäus), deren Umrandungen ähnlich verziert sind wie der Nagel. Am oberen und unteren Ende des Nagels sind vier Reliquien mit Schriftbändern kunstvoll in Blumenmotive aus gewickeltem Silber- und Golddraht mit goldener und silberner Filigranstickerei, die mit farbigen Steinen und Perlen verziert ist, eingebettet. (leonisches Dekor).

Auf der Rückseite ist der Reliquienklasten mit Seidenstoff beklebt, der einen Schlitz enthält. Ein dort angebrachter Zettel trägt die Aufschrift:" Hier befindet sich die Authentika 1889." Leider ist diese nicht mehr vorhanden.

Schriftbänder kennzeichen die Reliquien mit den Namen: St. Innocenti P.M.,

St. Margaretha J.M., St. Gaudenti M. und St. Reliquie M.

Literatur: Werner Fischer, Sakrale Kunst, Seite 114

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