Kreuze

DAS KREUZ ERHIELT FÜR UNS CHRISTEN SEINE HERVORRAGENDE BEDEUTUNG DURCH DEN ERLÖSERTOD JESU CHRISTI

Wir kennen das Kreuz bereits aus vorchristlicher Zeit, entweder rein ornamental oder einen symbolischen Sinn vermittelnd, so das Swastika Kreuz als crux gammata vor allem in Indien bekannt und das in Kleinasien schon sehr früh bekannte Sonnenrad, ein Kreuz in einem Kreis.

Aus und um Ägypten ist uns das Henkelkreuz, fälschlicherweise auch als Nilschlüssel bekannt, das cruz ansata, auch als Silbenzeichen bekannt für = Leben und deshalb auch leicht mit einem christlichen Sinn verknüpfbar.

Das christliche Kreuz tritt in verschiedenen Variationen auf, entweder als griechisches Kreuz = alle Balken sind gleich lang oder lateinisches Kreuz = die Balken sind ungleich lang oder als cruz counnissa, das sogenannte Tau, oder auch Antoniuskreuz, der Querbalken liegt auf dem Längsbalken. Es entspricht der historischen Kreuzform wohl am ehesten. Das Petri-Kreuz hat den Querbalken unten auf dem Längsbalken.

Das Andreaskreuz hat zwei sich schräg kreuzende Balken. Noch heute wird dieser Gestus von den Priestern bei der Wasserweihe oder beim Blasius-Segen durch das Halten von Kerzen gezeigt. Das Andreaskreuz stimmt mit den hebräischen Buchstaben táw überein, dem jüdischen Versiegelungszeichen, das in der jüdischen Kunst seit dem 1. Jh. belegt ist.

Zusammengesetzte Kreuzformen sind das erzbischöfliche auch lothringische Kreuz genannt oder die Patriachat-Kreuze, die alle zwei Querbalken haben. Das päpstliche Kreuz hat drei verschieden lange Querbalken. Andere Kreuzformen können heraldischen Ursprungs sein.

Solange die Kreuz-Strafe noch bestand, wurde das Kreuz meist nur symbolisch angedeutet, entweder durch Oranten übersetzt - in der altchristlichen Kunst die Beter - d.h. es wurde mit ausgebreiteten Armen und Händen, deren Innenseiten nach Aufwärts gerichtet sind, gebetet. Auch heute wird das Kreuz, die Kreuzigung symbolisch in der Messe, im Gottesdienst angezeigt, indem der Priester in Orantenhaltung bei der Präfation am Altar steht.

Symbolisch waren aber auch der Anker, oft mit Fischen oder Delphinen zu beiden Seiten, durch die Buchstaben T oder X mit dem Tod am Kreuze in Verbindung zu bringen. Zunächst wurde das Kreuz literarisch später auch künstlerisch dargestellt durch verwendete Symbole wie der Baum des Lebens im Paradies, der Stab des Moses.

Seit das Kreuz aber als Siegesankündigung Konstantin dem Großen vor der Schlacht an der milvischen Brücke 312 erschien und als Hinrichtungskreuz im 4. Jh. abgeschafft war, wurde es vielleicht durch die Mutter Konstantins, die hl. Helena, ein Ehrenzeichen. Dieses Ehrenzeichen, das Kreuz, schmückte kaiserliche Münzen und wurde statt des Zepters benutzt und vor allem in Kirchen, Häusern und in der Öffentlichkeit d.h. im Freien angebracht.

Hauptform für den Grundriss der Kirchenbauten wurde es eigentlich erst in der romanischen Kunst.

Die Auffindung des Kreuzes in Konstantinopel zwischen 320 und 345 steigerte den Kult des Kreuzes in der ganzen Kirche. Teile vom wahren Kreuz Christi wurden schon damals als kostbare Reliquien erbeten. Schon im 4. Jh. bildeten sich Gruppen, die zum hl. Kreuz nach Jerusalem pilgerten. Noch heute erinnern Ölampullen in Monza daran.

Die liturgische Kreuzverehrung ging früh auch in die römische Kirche über. Frühestens seit dem 5. Jh. wird erst in der östlichen und später in der römischen Kirche auf dem Altar ein Kreuz errichtet. In der Kunst begegnet uns das Kreuz bald als römisches und griechisches Kreuz, oft reich mit Edelsteinen (cruz gemmata), Blumen oder mit anderen Schmuckelementen verziert.

Mit zu den ersten Kreuzdarstellungnen zählen die Prozessions- oder Vortragskreuze, die bei kirchlichen Umgängen seit dem 5. Jh. durch einen Diakon oder Subdiakon dem Papst oder dem Klerus vorangetragen wurden. Nach Ankunft in der Kirche wurden sie auf den Altar gestellt.

Eine Darstellung der Kreuzigung Christi vermied das antike Empfinden der ersten Christen bei seiner Scheu vor der schmachvollsten Todesart in den Jahrhunderten der Verfolgung, soweit man heute weiß, fast vollständig.

Erst der hochentwickelte Kreuzeskult in Jerusalem, die viel realistischere Empfindungsweise der Syrer und die Notwendigkeit, den Monophysitismus durch die Betonung der Leidensfähigkeit des Herrn zu bekämpfen, überwanden seit dem 15. Jh. die alte Scheu, die aber noch lange für Kreuzigimgsdarstellungen berücksichtigt ist durch die Anbringung von Motiven und Elementen, in denen das Peinliche des Kreuzestodes aufgehoben oder gemildert und Christus in seinem schmachvollen Tod als Sieger über den Tod gezeigt werden soll. So wurden den ältesten Darstellungen gewöhnlich noch Auferstehungsszenen beigefügt, Christus lebend und bekleidet gezeigt mit Nimbus und ohne Nägel anstatt des Sitzpflockes das ansprechendere die Hoheit mehr wahrende Suppedaneum angebracht.

Erst im späten Mittelalter begegnet uns in der Kreuzigungsdarstellung Jesus Christus mit der Dornenkrone und dem Titulus in griechisch oder lateinisch.

In der Renaissance werden der Kreuzigungsdarstellung die Muttergottes Maria und Johannes und die gewöhnlich kleiner gezeichneten Schächer fast unbekleidet, und in der späteren Zeit oft grotesk verzerrt und mit deutlichem Ausdruck ihrer verschiedenen seelischen Verfassung, häufig mit Engel und Teufel zur Entgegennahme ihrer Seelen dargestellt.

Die ältesten Darstellungen vermeiden auch die Andeutung der Wunden, wie der Seitenwunde, Diese wird seit dem 10. Jh. und zwar auf der rechten Seite bis zum 17. Jh.dargestellt.

Als ältestes realistisches abendländisches Beispiel der Kreuzigungsszene gilt die Holztür an St. Satina in Rom (5. Jh.) und die Londoner Elfenbeintafel: Christus mit schmalem Lendenschurz.

Ein anderer Typus, der seit dem 6. Jh. bekannt ist und sich bis ins Mittelalter erhält, zeigt Christus bekleidet, beide Füße angenagelt, lebend zwischen den Schächern? Beigefügt sind Maria, Johannes, Schwammträger, würfelnde Soldaten, Christus wird mit langem Gewand und Krone lebend dargestellt.

Die darstellende Kunst schwankt immer zwischen Realität und einer mehr oder weniger gut ausgedrückten Andachtsauffassung.

Werner Fischer weisst darauf hin, daß sein Vortrag keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt.

Das Kreuz, uraltes Zauber- und Heilszeichen. Durch den Kreuzestod wurde es: Sinnbild des Leidens und damit zum Inbegriff des christlichen Glaubens, Weihezeichen, Kreuzzeichen klein und groß, Segensgestus, Erinnerungsmal, Sühnezeichen.

Das Kreuz im Volksmund:
Drei Kreuze hinter jemandem machen = Jemand loswerden.
Ein Kreuz darunter machen = eine Sache beenden.
Drei Kreuze als Unterschrift = des Schreibens unkundig.
Abzeichen = Orden und Ehrenzeichen. 
Sein Kreuz auf sich nehmen = sein Leid tapfer ertragen.
Schwierige Menschen können ein Kreuz sein.
Erinnerungskreuze: Taufe, Erst-Kommunion, Hochzeits-Brautkreuz, Tod - Sterbekreuz, Grabdenkmal

Das Kreuz als Zeichen der Christen verliert an Bedeutung in den Kirchen, in den Häusern, in den Rathäusern, in Schulen in der Öffentlichkeit. Setzen wir Zeichen - Kreuzzeichen.

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Als ich im Kindesalter die ersten Buchstaben zu einem Wort zusammenfassen konnte und die Bedeutung des Wortes begreifen lernte, ergab es sich, dass ich den lieben Heiland an einem Wegeskreuz  in freier Natur in Hopsten betrachtete.
Auf dem Sockel des Kreuzes, der einem Altar ähnelte, stand der Satz: „Im Kreuz ist Heil“.

In der Kirche sangen wir: „Das Heil der Welt, Herr Jesu Christ, wahrhaftig hier zugegen ist.

Heil war für mich ein gutes Wort, denn wenn ich mir eine Schramme zugezogen hatte und man nach Tagen nichts mehr von der zuvor blutenden Schramme sehen konnte, dann war die Wunde verheilt, also heil.

Ging beim Spielen ein Spielzeug kaputt, konnte man es in meiner kindlichen Sprache wieder „heile machen“.

Während meiner Kindheit bestand die höfliche Pflicht eines Kindes zur Begrüßung älterer Personen und zum Wünschen einer guten Tageszeit darin, mit dem Kopf zu nicken und den Oberkörper leicht zu verbeugen.

1936 wurde ich eingeschult und lernte den sogenannten „deutschen Gruß“ kennen. Dazu mußte man den rechten Arm heben und laut und deutlich rufen: „Heil Hitler.“

Geblieben ist bei mir das Kreuzzeichen, das Kreuz und der Heiland.

Heiland (bedeutet Retter und ist Ehrentitel in unserer Sprache für Jesus Christus).
Das Kreuz ist das Symbol der Christenheit in aller Welt.
Für Christen ist es das Zeichen der Hoffnung und ein Relikt  praktizierender Volksfrömmigkeit.

(Werner Fischer 2011)

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Goldene Filigranbrosche ­ Schmuck aus dem Münsterland

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Mehr denn je war Schmuck früher eng verbunden mit der Landschaft, mit der Kleidung (Tracht), mit den landschaftlichen Gewohnheiten und anderen Äußerlichkeiten.

Ein Indiz für die Anschaffung wertvollen, historischen, Schmucks kann landwirtschaftlich begründet gewesen sein. In Gegenden mit fruchtbaren, ertragreichen Böden, wie zum Beispiel in der Soester Börde, gibt es große Höfe, auf denen wertvoller, auch antiker Schmuck zu finden ist gegenüber anderen Gegenden mit weniger ertragreichen Sandböden und (kleineren) Höfen, auf denen man nur selten wertvollen Schmuck vorfindet.

 

Um bei diesem Beispiel zu bleiben. Ahlen's Äcker haben keine hohe Bonität, was sich aber in Richtung Soest schnell ändert, wie bereits angesprochen.

Vor vielen Jahren zeigte mir eine Ahlener Dame einen von ihrer Schwiegermutter aus Dolberg geerbten Ansteckschmuck mit einem Kreuz, von dessen stilvoller Ausführung ich sehr angetan war. Meine Gedanken kreisten um die Frage, ob dieser Schmuck der westfälischen Landschaft zuzuordnen und ob diese feine Filigranausführung typisch für den Schmuck in unserer Region ist.

1978 kam das Buch "Alter bäuerlicher Schmuck" von Gislind M. Ritz auf den Markt. Dieses Buch widmet sich auch dem Filigranschmuck aus dem Münsterland mit Texten und Abbildungen und bemerkt: Das westfälische Filigran besitzt eigenen Charakter.

Im April 2013 fanden wir endlich eine prachtvolle Filigran-Brosche in Gold mit Emails aus dem Münsterland, wie er um ca. 1850 getragen wurde und bis heute noch getragen wird.

Der Brustschmuck, "Gadderken" genannt, besteht aus mehreren Teilen.

Zum Oberteil: Jeweils vier oben und vier unten aneinanderstoßende goldene Mondsicheln bilden einen Rahmen, in dem zwei tulpenförmige Blütenkelche mit je zwei Blättern ein Grundmotiv bilden.

Die sich ergebenden offenen Räume werden geschmückt mit Bögen, die beidseitig in Filigranschnörkel auslaufen. An den beiden Seiten ist je eine ovale Fassung befestigt, in deren Mitte sich auf blauem Email ein von Perlchen umringtes rotes Steinchen befindet. Im Zentrum befindet sich ein weiteres blau emailliertes Oval, geschmückt mit zwei Blütenrosetten aus Perlchen und roten Steinchen. Zwei Türkise ergänzen das Blütenensemble.

An den vier unteren Mondsicheln sind sieben Ösen angelötet, in denen links und rechts eine geprägte Eichel hängt.

Die folgenden beiden Ösen nehmen jeweils zwei goldene Erbsketten auf, die zu einem Hängekreuz führen.

Das Kreuz ohne Korpus konnte sowohl von katholischen wie auch evangelischen Frauen getragen werden.

Das Hängekreuz wird zusätzlich durch eine Öse gehalten, die an einer Mondsichel befestigt ist. Im mittleren Freiraum hängt ein plastisch geformtes Herz als Symbol der Liebe.

Das Kreuz besteht aus einer feinen Filigranarbeit. Auf die vier Balkenenden sind geriefte, hohle, spitzovale Dekore aufgelötet, wobei drei mit einer Kugel abgeschlossen werden. In der Kreuzmitte befindet sich eine blaue,
- Blau ist die Farbe der Treue - emaillierte Rotunde, umrandet von 12 weißen - Weiß ist die Farbe der Reinheit - Punkt-Emails, im Zentrum ein rotes Steinchen - Rot ist die Farbe der Liebe.

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kreuzanhaenger trachten