Vertrag zwischen dem ZV für das Juwelier und Israel

Das Historische Rathaus von Münster in Westfalen am Prinzipalmarkt ist neben dem St.-Paulus-Dom eines der Wahrzeichen der Stadt. Bekanntheit erlangte es während der Verhandlungen zum Westfälischen Frieden in Münster und Osnabrück, der den Dreißigjährigen Krieg in Europa beendigte (Auszug aus Wikipedia)

Präambel

zum Vertrag zwischen dem
Zentralverband für das Juwelier-, Gold- und Silberschmiedehandwerk der Bundesrepublik Deutschland und dem Staate Israel

Da Israel in Ermangelung natürlicher Bodenschätze über keine Schwerindustrie vefügt, hat man sich entschlossen, besonders gewerbliche Berufe zu fördern. Zu denen zählt auch das Juwelier-, Gold- und Silberschmiedhandwerk.

Es stellt sich damit die Aufgabe, die der grundsätzlichen Zielsetzung hinsichtlich eines vermehrten Exportes entspricht.

Das setzt aber voraus, daß das heute schon weltbekannte Design aus der folkloristischen Substanz der Israelischen Nation umgesetzt wird in qualitätsvolle handwerkliche Juwelier-, Gold - und Silberschmiedekunst.

Vertrag

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Vertragsunterzeichnung in der Rüstkammer im Rathaus zu Münster

Es sitzen von links nach rechts

der Botschafter des Staates Israel in der Bundesrepublik Deutschland,
Eliashiv Ben Horin, und der Präsident des Zentralverbandes der Deutschen Juweliere, Gold- u. Silberschmiede, Werner Fischer,
stehend der Handelsattaché, Baruch Schaefer

Werner Pierchalla, Oberbürgermeister der Stadt Münster
Paul Schnitker
, Präsident der Handwerkskammer Münster
Wilhelm Abeler,
Innungs Obermeister der Gold- und Silberschmiede, Osnabrück
Bernd Schulze Wierling,
Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Münster Klaus Winkel, Innungs Obermeister der Gold- und Silberschmiede, Dortmund
Horst Simon,
Innungs Obermeister der Gold- und Silberschmiede Münster
Paul Günter Hartkopf,
Innungs Obermeister d. Gold- und Silberschmiede, Düsseldorf

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Paul Günter Hartkopf, Innungs Obermeister d. Gold- und Silberschmiede, Düsseldorf
Name ist z.Z nicht zu ermitteln.
Horst Simon, Innungs Obermeister der Gold- und Silberschmiede, Münster
Werner Fischer, Präsident d. ZV der Deutschen Juweliere, Gold- u. Silberschmiede Theodor Pohlmeyer, Kreishandwerksmeister, Münster
Klaus Winkel, Innungs Obermeister der Gold- und Silberschmiede, Dortmund,
Eliashiv Ben Horin, Botschafter des Staates Israel in BRD
Georg Abeler, Wuppertal, Vorsitzender des Sachverständigenrates des ZV
Baruch Schaefer, Handelsattaché Ambassade D'Israel Bonn
Franz Abeler, Münster, Fa. Engelkemper
Paul Schnitker, Präsident der Handwerkskammer Münster

trennlinie

Ansprache des Präsidenten des Zentralverbandes für das Juwelier-, Gold- und Silberschmiedehandwerk der Bundesrepublik Deutschland, Herrn Werner Fischer,

am 10. Dezember 1973 im Friedenssaal des Rathauses zu Münster
Ein Tag!
Ein Tag von vielen!
Ein besonderer Tag - für wen?

Wir leben in einer Welt, die fragt, die Antworten wünscht, die Fragen provoziert, um Antworten zu erhalten.
Das ist besser als ein Befehl.
Freiwillig etwas zu tun, ist mit ein Indiz für Freiheit.
Die Freiheit des Handelns, getragen von der Verantwortung, in dieser Welt zu leben, bestimmt unser Tun.

Das war die Basis, sich um Kontakte mit Kolleginnen und Kollegen aus Israel zu bemühen. An den Konferenztischen der internationalen Vereinigungen trafen wir uns und stellten fest, dass nicht nur exzellent programmatische Reden kurz- oder langfristig befriedigen, sondern eine Transmission von Worten in Taten.
Wir stellten uns die Frage: Was ist machbar?
Was dient den Menschen?
Was ist sinnvoll ?
Was ist sofort realisierbar?
Wir fragten unsere Kolleginnen und Kolleginnen in Isarael, auf welchem Terrain sie eine besonders intensive Zusammenarbeit wünschen.
Bei allen Befragten, gleich, ob sie kreativ, manuell oder administrativ tätig waren, wurde die Bitte geäußert, in deutschen Goldschmiede-Werkstätten oder -Ateliers eine berufliche Fort- und Weiterbildung zu erfahren.
Es gibt viele ältere Emigranten in Israel, die vor vielen Jahren hier in Deutschland eine Ausbildung mit abschließender Gesellenprüfung erfahren haben. Sie haben heute beachtliche Ateliers und schaffen bedeutsame Kreationen. Diese Kolleginnen und Kollegen in Israel sowie andere maßgebliche Personen für das Ressort "Aus- und Fortbildung" halten die Form der deutschen beruflichen Ausbildung, die des dualen Systems, für anstrebenswert, da es zur Zeit in Israel eine Lehrzeit von 3 1/2 Jahren unter der Berücksichtigung eines für alle transparenten Berufsbildes nicht gibt.
Eine besondere Akzentuierung wird auf die betriebliche Ausbildung gelegt.
Diese Stellungnahme setzt uns nicht in Erstaunen; denn solch eine berufliche Ausbildung und Weiterbildung mit dem Abschluß der Meisterprüfung ist ein Gütesiegel für qualitätvolle, handwerksgerechte Arbeit.
Bedauerlicherweise haben das einige examinierte deutsche Politiker, die eine ideologische Handwerkspolitik gegen die Lehrmeister indizieren, noch nicht erkannt.
Die Aussage unserer beruflichen Freunde in Israel bewies mit, dass verschiedene neue Markierungspunkte der beruflichen Bildung in Deutschland wirklichkeitsfremsd sind.
Es gibt wenige Handwerke, gestaltende Handwerke, die so alt und damit traditionsverbunden, aber auch so jung, flexibel und modern wie das Juwelier-, Gold- und Silberschmiedehandwerk sind.
Die von unseren Altvorderen geschaffenen Kleinodien und Pretiosen, aber auch die heute auf internationaler Ebene immer wieder erfahrene Bestätigung bei Wettbewerben sind Zeugen eines lebendigen Handwerks.

Wir deutschen Juweliere, Gold- und Silberschmiede haben keine Vergangenheit zu bewältigen, sonder sind zukunftsorientiert und damit erfolgsorientiert.
Wir, die wir unseren Beruf aus Berufung gewählt haben, stellen uns immer wieder neuen Wettbewerben.
Wir bemühen uns, unseren Kunden etwas Neues zu kreieren. Neues, verbunden mit der Wertigkeit des Goldes und der Edelsteine.
Es ist ein unerhört dramatisches Geschehen, wenn aus einem Barren Edelmetall der Geist des Menschen durch die Geschicklichkeit seiner Hände etwas schafft, das nicht der Zerstörung, sondern der Freude dient.
Die Freude am Schönen!
Unser Unikate sind leuchtende Inseln in einer hektischen verglimmerten Welt.
Aber all das spricht sich so leicht, setzt aber Können voraus.
Das heißt, immer wieder lernen, sich weiterbilden, Mut haben zum Experiment.
Das setzt Begeisterung voraus und mit dieser Begeisterung wollen wir mit den jungen Kolleginnen und Kollegen aus Israel gestalten und werken!
Wir freuen uns auf Ihr Kommen und werden u.a. vorsehen, dass die Praktikanten sich etwa einmal monatlich mit ihren Meistern zu einem gegenseitigen Erfahrungsaustausch treffen.
Wir sind auch der Meinung, dass es sinnvoll ist, nach gewisser Zeit einen Wechsel der Werkstätten vorzunehmen, damit unsere jungen Kolleginnen und Kollegen möglichst viele positive Eindrücke mit in ihre Heimat nehmen.
Damit sie anschließend in ihrer Heimat neue Betriebe gründen und ausrichten und dass nach einer gewissen Anlaufzeit auch unseren jungen Mitarbeitern die Möglichkeit gegeben wird, in Israel eine weitere Aus- und Fortbildung zu erfahren.
In Israel, einem Land der großen Gegensätze!
In Israel, einem Land jahrtausendalter Geschichte, aber einer jungen Nation, die gewillt ist, zu arbeiten, etwas Eigenständiges zu schaffen, ein Styling zu finden, ein qualitätorientiertes "Made in Israel". Wir reichen Ihnen die Hand!
Und an dieser Stelle möchte ich ganz besonders der israelischen Botschaft danken, besonders Ihnen, Herr Botschafter, und Ihnen, Herr Handelsattaché Schaefer, die Sie in fast unbürokratischer Weise immer wieder aufs Neue den Willen bekundeten, mit uns zusammenzuarbeiten.
Hoffen wir, dass die Erfüllung dieser Erklärung mit dazu beiträgt zur besseren Verständigung und Harmonisierung zwischen Israel und Deutschland
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