Auf die Andachtsbilder folgen weiter unten noch die Aquamanile.

Email Limogues

Andachtsbild PIETA Email aus Limoges

Vorwort:

Limoges in Frankreich und Ahlen/Westfalen in Deutschland - könnte es zwischen diesen beiden Städten eine Verbindung geben? Besteht da vielleicht ein unsichtbares Netzwerk?

Laut Werbung verspüren viele Menschen ein Wohlgefühl beim Bad in einer Badewanne, hergestellt von der Firma Kaldewei in Ahlen in Westfalen, in Deutschland. Dieses Wohlgefühl wird durch viele Faktoren vermittelt u.a. auch durch die Beschichtung mit Email der ergonomisch geformten Wasserliege aus Stahl.

Lange bevor die Industrie diesen Werkstoff insbesondere für Haushaltsgegenstände nutzte, fand das Emailgeschirr den Weg in fast jeden Haushalt. Man kochte und brutzelte in emailbeschichteten Töpfen. Der jährliche

„Ahlener Pöttkes und Töttkenmarkt“ erinnert an die Haushalts-Email-Epoche. Pöttkes sind nur ein Segment. Von einer ganz anderen Dimension für Ahlen ist heute die Produktion von Gegenständen im Sanitärbereich, die mit Emails in phantastischen Farben ummantelt sind.

Was ist Email? Ein meist farbiger Glasfluß wird auf Metall als Schutzüberzug oder zur Zierde auf- oder eingeschmolzen.

„Die Geschichte des Emails kann nur im Zusammenhang mit der Geschichte der Goldschmiedekunst gesehen werden und man muß sie in der künstlerischen und kulturellen Gesellschaftsentwicklung der letzten drei Jahrtausende sehen“ schreibt Professor Dr. Eberhard Brepohl in seinem Buch „Emaillieren“.

Metallgegenstände mit Emails - besonders für den christlichen

Sakralbereich - präsentiert in den bedeutendsten Museen der Welt, legen Zeugnis ab von der Kunst des Emaillierens. Vom frühen Mittelalter bis heute ist Limoges in Frankreich das Zentrum der kunstfertigen Emailleure.

Im „Musée municipal de l`Evêché“ von Limoges kann man Kostbarkeiten der Emailkunst bewundern.

Jahrzehntelang begeisterten den Leiter des Interreligiösen im Goldschmiedehaus Ahlen, Werner Fischer, bei der Besichtigung von Museen in Amerika, in Europa, vor allem im Louvre, der Eremitage in St. Petersburg, im Victoria und Albert Museum in London und in anderen Schatzkammern mit Weltruf die Emailarbeiten aus Limoges.

Nun endlich gelang es ihm, ein solches kunstvolles Emailbild, welches im letzten Viertel des 15. Jahrhunderts in Limoges gefertigt wurde, nach Ahlen ins Museum zu führen.

Das 11,5 x 8,5 cm große Bild besteht aus Kupfer und ist emailliert mit Konteremail. Emailarbeiten aus Limoges sind erkennbar an den verschiedenfarbenen Blautönen.

Das Limousiner Emailbild zeigt eine sehr fein ausgearbeitete Pietá-

Darstellung.

Beschreibung der Darstellung

Die Szene zeigt eine grüne Waldlandschaft, vor der sich das Kreuz erhebt. Der senkrechte Kreuzbalken schließt oben mit einem waagerechten Balken ab. Dieses Kreuz entspricht nicht der Hauptform des christlichen lateinischen Kreuzes, sondern es wird als Tau-Kreuz vom griechischen Buchstaben Tau in T-form dargestellt. In der Literatur nennt man es auch Antoniuskreuz, welches erst im späteren Mittelalter in der Kunst Verwendung findet. So ist es zu erklären, daß sich die Kreuzdarstellung ohne Titulus bei dem Limousiner Emailbild wiederfindet.

Vor dem Kreuz sitzt die Gottesmutter mit Gloriole in blauem Übergewand, welches das mit traurigem Ausdruck dargestellte Gesicht umhüllt. Auf ihrem Schoß ruht der Leichnam Jesu Christi mit der Dornenkrone. Wundmale, Blutspuren zeichnen den Körper.

Man kann annehmen, daß eine der beiden Assistenzfiguren mit dem Heiligenschein Johannes ist, der Lieblingsjünger Jesu. Die rechts im gelben Übergewand dargestellte Person mit Heiligenschein, ein

(Salb?) gefäß tragend, könnte Maria Magdalena sein. Sie gilt als Zeugin des Todes, des Begräbnisses und der Auferstehung Jesu. Lukas 8,2; Markus 16,9. Maria Magdalena gilt als Sünderin und Büßerin.

Pietà (ital.) Barmherzigkeit, Frömmigkeit.

Marienklage, Darstellung der trauernden Mutter Maria mit dem Leichnam ihres Sohnes auf dem Schoß als Verkörperung des Mutterschmerzes.

Etwa im 13. Jh. entstand ein Andachtsbild, das bei der Vesper Beachtung fand. Das Vesperbild ist eine bildliche Darstellung im Nacherleben der Passion Christi. Die Vesper ist eine Gebetszeit am späten Nachmittag des scheidenden Tages und der anbrechenden Nacht. Das war die Zeit, die Stunde, in der am Karfreitag die Kreuzabnahme und die Beweinung Christi erfolgte.

Mitte des 14. Jahrhunderts entstehen zahlreiche Pietà-darstellungen in Europa. Das wohl bekannteste Vesperbild (ital.) vespro finden wir im Petersdom in Rom, eine Skulptur von Michelangelo aus dem Jahre 1499. Aus dieser Zeit stammt auch das neu erworbene Vesperbild im Ahlener Goldschmiedemuseum.

Das Gnadenbild der schmerzhaften Mutter von 1370 in der Wallfahrtskapelle in Telgte gehört sicher zu den bekanntesten Pietá-Darstellungen in unserer Region.

Zum Email:

Die Anwendung des Emails zur Verzierung läßt sich bis in das frühe Altertum verfolgen.

Die kirchliche Kunst des Mittelalters ließ meisterhafte Emails entstehen.

Die heutige Emailmalerei baut sich zum Teil auf dem älteren Limoges-Email auf.

Vor dem I. Weltkrieg (1914) sollen mehr als 40 Emailmaler in der Ahlener Emailindustrie tätig gewesen sein.

Das Email oder der Schmelz, schon im Altertum zur Erzielung farbiger Wirkungen an Metallgegenständen verwendet, ist nichts anderes als gefärbtes Glas.

Zur Herstellung von Email wird ein ganz besonders reiner Glasfluß mit bestimmten Eigenschaften genutzt.

Seine Hauptbestandteile sind kieselsäurehaltig: Reiner Sand, Quarz oder Bergkristall, ferner als sehr wichtiger Zusatz Bleioxyde.

Als färbendes Mittel dienen in der Hauptsache Metalloxyde der verschiedensten Metalle: Kupfer für blaue, Eisen für grüne, Gold für rote Töne usw.

Die Herstellung, die die Emailleure früher selbst vornahmen, geschieht heute in Spezialfabriken, welche eine fast unbegrenzte Farbauswahl bieten.

Alle Emaillen sind zunächst durchsichtig; undurchsichtig werden sie erst durch Zufügen von Zinnoxyd (Zinnasche), dessen kleinste Teile nicht schmelzbar sind und deshalb den Glasfluss undurchsichtig, und zwar milchweiß machen. Dieser mit Zinnoxyd behandelte Glasfluß bildet auch die Grundlage für alle „opaken“, d.h. undurchsichtigen farbigen Emaillen.

Literatur:
Sach-Wörterbuch zur Kunst des Mittelalters
Claudia List und Wilhelm Blum, Seite 210, Kreuzformen
Der Neue Brockhaus 5, 1968, Seite 220, Kreuze
Diebeners Handbuch der Goldschmiede, 1929 Seite 436 Das Emaillieren
Kirchliches Handlexikon, zweiter Band, Seite 499 1912
Lexikon für Theologie und Kirche 1936 Achter Band Seite 267-270

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Votivbild, deutsch 18. Jh., Silber, getrieben, ziseliert, punziert, Maße: 117 x 139 mm, keine Marken

Weihegeschenke sind Gott, einzelnen Heiligen und Kirchen darbegrachte Gaben und Opfer, um dadurch in gewissen Anliegen erhört zu werden oder auch für erlangte Gebetserhörung, besonders in Folge eines Gelübdes (ex voto = Votivgeschenke), Dank abzustatten.

Votiv- und Opfergaben sind als Mittel der Gottesverehrung und Danksagung schon seit Jahrhunderten bekannt. Sie nehmen in Wallfahrtskirchen und Klöstern einen besonderen Platz ein und sind sichtbare Zeichen von Gebetserhörungen.

Das Votivbild ist in der Mitte leicht gewölbt. Am oberen Ende ist eine Lochung mit durchgezogenem Ring angebracht. Von einem Zopfkranz umrahmt ist in der Bildmitte Maria mit ihrem toten Sohn plastisch dargestellt (Vesperbild, ital. Pieta). Maria sitzt vor dem Hintergrund des Kreuzes und hält den leblosen Körper Christi in ihrem rechten Arm. ZTu beiden Seiten Mariens stehen zwei Heilige: zur Rechten, mit einer Rüstung bekleidet, der heilige Erzengel Michael, den Drachen (Satan) tötend; zur Linken steht die jugendliche Gestalt eines Mannes, in eine Albe gekleidet, in seinen Händen einen Palmzweig und Buch haltend. Wegen dieser Attribute kann man davon ausgehen, dass es sich um den Märtyrer und Diakon, den hl. Stephanus handelt.

Da das Votivbild den Opfertod Jesu Christi darstellt, könnte die meisterlich ausgeführte Goldschmiedearbeit auch als Antependium gedient haben. Das Antependium (lat. = Vorhang) bestand meistens aus einem Vorhang oder aus kostbaren Goldschmiedearbeiten, die seit dem Mittelalter die Schauseiten des Altars verkleideten. Ihre bildlichen Darstellungen sollten Bezug nehmen auf Christus als Opfer, auf das Opfer Abels, Abrahams oder Melchisedechs.

Reste deuten darauf hin, dass die Rückseite des Votivbildes der besseren Stabilität wegen ausgekittet war.

Literatur Werner Fischer, Sakrale Kunst, Seite 158

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Klosterarbeiten, 18. Jh., rechteckiger, verglaster, vergoldeter Bilderrahmen,

2013-04-24 11.54.27

ca. 175 mm breit und ca. 270 mm hoch, darauf ein aus Holz geschnitztes, barockes Ornament. Hinter dem Rahmen befindet sich ein Holzkästchen, das nicht zu öffnen ist.

Der Blick durch das Glas zeigt eine aufwendige Klosterarbeit. Die Rückwand ist mit braunem Samt belegt. Darauf ein gemusteter beigefarbener Stoff, bogenartig geschnitten, der einen goldfarbenen Strahlenkranz aus Stanniol aufnimmt. In den beiden oberen Ecken sind zwei lilafarbene, facettierte Schmucksteine angebracht.

Diese gesamte Komposition dient der Verherrlichung der Mutter Gottes, erkennbar durch ein gemaltes Gesicht, das mit braunem Samt ummantelt ist. Das Kleid lugt hervor, die beiden Hände liegen über kreuz und halten ein Blumenbukett, das von einem Schleier gehalten wird.

Darunter ein Schriftband ECCE MATER AMORIS - Et. DOLORIS - Siehe die Mutter der Liebe und des Schmerzes

Klosterarbeiten wurden u.a. von Nonnen in den Klöstern angefertigt und zum Verkauf angeboten. Nicht immer wurde der Verkaufspreis gefordert, sondern es wurde dem Käufer anheim gestellt, wie viel ihm das Bild wert ist und dieser Betrag wurde auch entrichtet.

So wurde durch den Erwerb von Andachtsbilder oder anderer religiöser Devotionalien der Alltag der Schwestern finanziell unterstützt.

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Aquamanile, wohl gotisch, ein Wassertransportgefäß, ein Krug, der sowohl privat im Haus als auch bei religiösen Handlungen benutzt wurde.

Der Bronzegußgefäß hat eine Höhe von 205 mm.Auf drei Tatzen-Füßen steht ein bauchiger Krug mit Henkel. Oberhalb des Flaschen- Kannenhalses befindet sich ein Kopf mit dem Gesicht eines Bartmannes. Er wird auch als Bachuskopf bezeichnet. Oberhalb der Stirn befindet sich der Ausguss. Ein Deckel mit Scharniergelenk dient als Verschluß. Das Gesicht ist sehr ausdrucksvoll. Charakteristisch für Krüge dieser Art ist das Männergesicht mit starkem Bartwuchs, was auch dem Krug seinen Namen gibt.In einem heraldischen Wappenumriß liegt fast mittig ein waagerechter Kreuzbalken. Erwähnenswert sind die punzierten Zeichen und Buchstaben:
DEUS ET LUMEN MDLXXV, teils verschliffen. (=1575)
Im Rheinland und auch in den Niederlanden wurden Krüge dieser Art auch in Keramik hergestellt.