Ciborium

Deutsch, Rheinland (Erzherzogstum Jülich)?, um 1700, Silber, innen vergoldet, getrieben, ziseliert, punziert, gegossen, montiert.
Maße: Höhe 220 mm, Durchmesser der Cuppa 82/94, mm Durchmesser des Fußes 100 mm
Marken: Stehender Löwe (im Oval), Rad

Das Ciborium ruht auf einem runden Fuß mit flach gewölbtem überkragendem Rand. Die godronierte Fußoberfläche wölbt sich über einer aufsteigenden Hohlkehle.
Die Balusterform des Nodus mit ornamentloser glatter Oberfläche fügt sich in die Gestaltung des Schaftes harmonisch ein. Auf diesen Schaft aufgesetzt ist die Cuppa des Ciboriums in niedriger, gestauchter Form.
Deckungsgleich verschließt ein Deckel mit sechseckig ausgestelltem Rand das Gefäß, mit dem es mit einem Scharniergelenk verbunden ist.

In der Formgebung folgt dieses barocke Ciborium der Gegenbewegung, dem „Schlichten Stil“, der sich innerhalb des barocken Stilempfindens ausgeprägt hatte.
Das Ciborium dient der Aufbewahrung des geweihten eucharistischen Brotes. Sein Name Ciborium (cyburium) leitet sich sowohl von der ägyptischen Lotosfrucht, einer becherförmigen Hülse ab, wie auch aus dem griechischen „kiborion“ (Gehäuse) und deutet gegenüber der Patene an, daß dieses Gerät mit einem Deckel fest verschließbar ist. Literatur: Sakrale Kunst v. Werner Fischer

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2013-04-24 12.01.38

Ciborium, Düsseldorf, 2. Hälfte 19. Jh., Silber, vergoldet, gedrückt, gegossen, graviert. Amethyst, Granat

Maße: Höhe 343 mm, Durchmesser der Cuppa 121, Durchmesser des Fußes 164 mm. Marken: C.A. BEUMERS, DÜSSELDORF, 800, Rosenberg Band 3, 1873

Das Ciborium mit Deckel im Stil des Historismus ruht auf einem großen, runden Fuß mit getuftem Rand und hoher, unverzierter Zarge. Die glatte Oberfläche des Fußes, die zum Schaft hin rund ansteigt, ist mit floralen Gravuren verziert. Unter dem Sockel des runden und glatten Säulenschaftes hängt ein Rundbogenfries, der auf der Fußoberfläche aufliegt. Am oberene und unteren Ende wird der Säulenschaft von einem Runsdstab abgeschlossen; in der Mitte unterteilt ihn ein querovaler Nodus in zwei ungleichte Teile

Der Nodus ist reichlich durch Maßwerk mit eingefügten Blättern verziert. Sechs Rotuli aus edlen Steien in Chabochon-Form, die mit einem gedrehten Tau unterlegt sind, steigern die Ausdruckskraft des Nodus und setzen einen Kontrast zur schlichten Form von Fuß, Schaft und Cuppa des Cibiriums. Diese hat die Form einer Halbkugel mit glatter oberfläche. Vom glatten Säulenschaft trennt die Kuppa eine kleine Zwischenlegscheibe mit einem Rand aus gedrehtem Tau.

Den glatten Deckel ziert ein Zahnschnittrand. Zwischen Kehle und Wölbung der Deckeloberfläche fügt sich ein Rundstab ein und gliedert den Aufbau, der sich im Ausdruck bis zur Bekrönung hin steigert. Diese hat die Form eines secheckigen Turmhelmes, der am Fuß von einem runden Krabbenfries umgeben ist. Schinderlgravuren auf den Dachseiten, sechs Wimperge unterhalb der Spitze sowie das bekrönende Kreuz unterstreichen den Charakter eines kleinen Architekturmodeslles.

In der Nachahmung architektonischer Aufbauelemente in der Deckelbekrönung und im Nodus zeugt dieses Ciborium vom Stilempfinden des Historismus, das hier durch romanisierende und gotisierende Stilelemente eine Rückbesinnung auf alte, vergangene Werte zum Ausdruck bringen möchte.

Das Markenzeichen der Firma Conrad Anton Beumers, Düsseldorf, verbunden mit der soliden Verarbeitung des Ciboriums, qualifiziert dieses Werk zusätzlich als ein Produkt hoher Goldschmiedekunst des ausgehenden 19. Jahrhunderts.

Literatur: Stadtmuseum Düsseldorf, Der Goldschmied Conrad Anton Beumers, Düsseldorf 1987

Literatur: Werner Fischer, Sakrale Kunst, Seite 42

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2013-04-24 12.09.36

Ciborium, Altena, um 1930, Silber, vergoldet, gedrückt, gegossen, graviert, Bauhaus-Stil

Maße: Höhe 294 mm, Durchmesser der Cuppa 137 mm, Durchmesser des Fußes 150 mm.

Marken: Silberstempelung für Deutschland seit 1888, Rosenberg Band. 2, Firmenzeichen der Firma Rentrop, Altena, (W. Scheffler, Goldschmiede Rheinland-Westfalen, Nr.39, Abb. 111)

Ciborium mit Deckel in betont schlichter, geometrisch klarer Gestalt des Bauhaus-Stiles.

Der die glatten Flächen betonende runde Fuß gliedert sich in kantige Stufen mit variierender Tiefe. Ringförmig baut sich so der Fuß als Fundament für den sechsseitigen Schaft auf, der oben und unten kongruent ist. Er wird von einem Nodus, der verhältnismäßig hoch unter der Cuppa ansetzt, in zwei unterschiedlich lange Teile gegliedert. Der Nodus ist als runde Platte gestaltet, die an der Ober- und Unterseite einmal gestuft ist.

Die Cuppa in Halbkugelform steht im Kontrast zu den vertikalen und horizontalen Linien des Ciboriums. Die glatte Oberfläche der Cuppa ist nur mit einer Zackengravur um den Schaftansatz verziert. Bedeckt wird sie von einem Deckel, der den Aufbau des Fußes wiederholt . Als Bekrönung ist dem Deckel ein Kreuz mit Stahlen auf einer Kugel aufgeschraubt. Am unteren Rand der Kugel wiederholt sich die Zackengravur der Cuppa.

Die einfache, auf wesentliche Formen reduzierte Gestalt des Ciboriuns ist der Ausdruck eines neuen Stilempfindens, das gegenüber den traditionellen Formen einen völligen Neuansatz gestalten möchte. Die klare Linienführung des Sakralgerätes ist mehr als bloße Äußerlichkeit, sie ist das Ergebnis einer angestrebten Einfachheit, hinter der der Wille zu einer Reform des christlichen Lebens und der Liturgie steht. Die fast ornamentlose Form des Ciboriums fordert vom Betrachter geistige Kraft und lenkt seinen Blick auf das Wesentliche und Ursprüngliche der Liturgie: auf das Sich-Öffnen des Gläubigen, durch dessen aktive Teilnahme am liturgischen Geschehen sich die Gegenwart Gottes im Menschen erfüllen will. Die von der Anschauung geprägte traditionelle Ausrichtung soll sich auf diese Weise zum kreisend-zentralen Aktionsablauf formen und die "Leibhaftigkeit des Wortes" zur Erfüllung bringen. Die formale Reduzierungen des Ciboriums betont diesen Vorrang der Personen und der liturgischen Handlungen vor den Dingen und Symbolobjekten.

Literatur: Werner Fischer, Sakrale Kunst, Seite 44

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2013-04-24 12.08.42

Reise-Ciborium, Provisur-Pyxis, England (?) Ende 19. Jh., Silber,

teilweise vergoldet, mattiert, innen poliert, gedrückt, gegossen.

Maße: Höhe 87 mm, Durchmesser des Fußes 50mm, Durchmesser der Cuppa 47 mm, Marken: STERLING+, wappenähnliches Emblem, W. J. FEELEYOO

Die Zarge des Fußes schließt unten mit einem Verstärkungsring ab. Ein runder, gestauchter, querovaler Nodus unterteilt den Schaft in der Mitte. Oben und unten ist der Schaft durch einen Sockel bzw. durch ein Kapitell begrenzt.

Die Cuppa des kleinen Ciboriums wird von einer Halbkugel gebildet. Ein Rundstab legt sich am oberen Ende um den Rand der Cuppa und trennt einen kleinen, überstehenden Rand ab, der als Innenzarge verdeckt mit dem gewölbten Deckel schließt. Der Rand des Deckels ist gestuft.

Bekrönt wird das kleine Ciborium von einem Kreuz, das gleichzeitig als Knauf dient.

Literatur, Werner Fischer, Sakrale Kunst, Seite 86

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2013-04-24 11.52.19

Ziborium aus dem Museum im Goldschmiedehaus Ahlen

Münster, um 1800, Höhe ca. 49 cm; Gewicht ca. 1550 Gramm

Das Ciborium wird das erste Mal außerhalb Ahlens in einem Museum präsentiert.

Material: Silber, getrieben, vergoldet.

Runder abgestufter Fuß, dekoriert mit Perlband und Weinlaub, der Schaft mit Blattrosetten und Perlband, das Zwischenglied mit Girlanden.

Die Cuppa ist dekoriert mit Weinlaub, der Lippenrand leicht ausgestellt mit Perlfries.

Gewölbter Deckel mit herunterhängendem Weinlaub, Perlrand und Blattrosette.

Ein Kreuz als Knauf.

Marken: Münsteraner Beschau (Scheffler, Rheinland Westfalen, Nr. 908)

Meistermarke: Franz Theodor Baltzer (Meister 1786-1834) (Scheffler,

Rheinland-Westfalen) Nr. 106

Ciborien-Kelch, etwa um 1800 angefertigt von Goldschmiedemeister Franz Theodor Baltzer (1786 - 1834) in Münster.

Aus Schmalenberg im Cölnischen gebürtig, trat er am 19. Dezember 1773 bei Hermann Henrich Osthues in die Lehre und wurde am

19. Dezember 1779 durch die Witwe seines Meisters ausgeschrieben.

Am 9. April 1786 wurde er Meister, 1810 wird er als vormaliger Gildemeister erwähnt, eine Würde, die er vermutlich seit 1805, seit dem Tode Jodoc(us) Henrich Heitgres bekleidet hat.

Lehrjunge war Baltzer 1773, Gesell 1779, Meister 1786.

Er ist nach der Abschaffung der Gilden gestorben.

Lehrjungen bei Balzer:

18. April 1786 Jacob Wienold Osthues, der am 18. April 1792 auslernte.

19. April 1789 Johann Bernhard Voerman aus Münster, der am 19. April 1795 auslernte.

20. April 1792 Clemens Middendorff, der am 20. April 1798 auslernte.

13. Dezember 1795 Carl Ludwig Nachtigall, der 11. August 1800 aus der Lehr gegangen.

6. Mai 1798 Franz Anton Erzenbach aus Münster, der am 6. Mai 1804 ausgelernt.

31. August 1800 Johann Creß von S. Mauritz, der am 31. August 1806 auslernt.

20. September 1801 sein Sohn Ludwig Anton Baltzer, der am 20. September 1807 auslernt

25. September 1803 sein Sohn Franz Anton Baltzer, der in der Lehr stirbt.

6. Oktober 1805, Joseph Lebhard aus Münster, der am 19. September 1809 entlaufen ist.

Erhaltene Arbeiten:

Löffel: Graf Droste Vischering, Erbdroste auf Darfeld

 

Text aus dem Buch "Die Goldschmiede-Gilde in Münster" von Prof. Dr. Max Geisberg, Direktor des Landesmuseums der Provinz Westfalen, Münster 1914.

Balzer, Franz Theodor, geb. April 1758 in Schmalenberg, gestorben am 25. Dezember 1835.

Erhaltene Arbeiten: Kaffeekanne, Silber, Kunstgewerbesammlung der Stadt Bielefeld

Suppenterrine mit Untersatz, Stadtmuseum Münster, erworben mit einem Zuschuß des Landes Nordrhein Westfalen

Seite 208, Nr. 107

Sonnenmonstranz, Franz Theodor Baltzer? Kath. Kirchengemeinde St. Jakobi, Coesfeld (noch nicht gesichert) gesichert am 17. November 1997 in Coesfeld mit Pfarrer Dieter Frintrop. Die Coesfelder Monstranz und dieses Ciborium weisen u.a. gleiche Galerien auf.

Seite 210, Nr. 108

Texte: "Gold und Silber aus Münster"

Meisterwerke Münsterischer Goldschmiedekunst vom 14. bis zum

20. Jahrhundert, Stadtmuseum Münster, 9. Februar bis 6. Juni 1993

Seite 208, Nr. 107

Es ist schon ein besonderes Ereignis, ein Ziborium für das Ahlener Museum im Goldschmiedehaus Fischer erwerben zu können, das nachweislich in Münster geschaffen wurde.

Das Museum im Ahlener Goldschmiedehaus dient auch den Seminarteilnehmern des Fortbildungszentrums der deutschen Juweliere, Gold- und Silberschmiede. Hier in Ahlen werden im Rahmen ihrer beruflichen Bildung junge Goldschmiede und Goldschmiedinnen auch an diesem meisterlichen Objekt Erfahrungen sammeln, um die beruflichen Kenntnisse und Fertigkeiten der alten Meister studieren zu können.

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