Auf das Messbuch folgt weiter unten noch die Messkännchen und die Monstranzen.

 

Meßbuch - Missale

Missale

Missale 2

"Missale - Romanum" von 1759, Höhe 36 cm, Breite 24 cm, Tiefe 6,5 cm

Einband Leder mit Gold-Prägung,
Vorderseite, Buchrücken und Rückseite im Stil des Rokoko (von etwa 1730 bis 1780).
Vorderseite:

In einem in Leder mit Gold geprägten Rahmen mit betonten Rokoko-Motiven, im oberen Teil mit einer Krone betont, und im unteren Teil mit einem Füllhorn endend.
Hauptmotiv ist ein Kreuz, umgeben von einem goldenen Strahlenkranz.
Auf der Aufschlagseite, Vorderseite, ist das Knopfteil für eine Schließe angebracht. Die Schließbeschäge aus Messing sind mit den Motiven Herz, Weintrauben und Blättern sowie Ähren versehen.
Auf der Rückseite des Messbuches ist die gleiche Metallplatte befestigt. Leider fehlt das Scharnier sowie die Schnalle zum Öffnen und Schließen des Buches.
Der Buchrücken ist in der Art wie die Vorder- und Rückseite mit ähnlichen Motiven geschmückt mit zusätzlicher Inschrift MISSALE ROMANUM.
Vorder- und Rückseite zeigen die gleichen Motive jedoch mit der Ausnahme, dass anstelle des Kreuzes vorne - auf der Rückseite ein Kelch mit Hostie eingeprägt ist.
Der Buchdruck ist in roter und schwarzer Farbe
Zustand: Als Messbuch gedient, abgegriffen.

Auf den ersten Blind-Seiten befindet sich eine handschriftliche Widmung:

missale widmung

Dieses Misale ist dem Heils zu dessen von F. Mathias Düppmeyer ord. S.P. Franc. Clausner allda guttätig verehret worden.

Bitte helfen Sie uns bei der vervollständigung der Widmungstextes.

 

Anno 1759
Auf einem weiteren Blatt NOVUM MISSALE ROMANUM

missale s1

Auf dem Titelblatt:
MISSALE ROMANUM EX DECRETO SACROSANCTI
CONCILII TRIDENTINI
RESTITUTUM,
S.PII V. PONTIFICI S MAXIMI
JUSSU EDITUM,
CLEMENTIS VIII. ET URBANI VIII.
Auctoritate recognitum,
IN Quo
MISSAE NOVISSIMAE SANCTORUM
accuratè funt difpofitae.

Kupferstich "Das letzte Abendmahl von Rudoph Störcklin Cath. Se. A.V.
Die meisten der ganzseitigen Kupferstiche im Missale stammen von Johann Rudolph Störcklin 1719–1752 aus der Augsburger Künstlerwerkstatt.

CUM GRATIA, ET SPEZIALI PRIVILEGIO SAC. CAES. MAJESTAT. AC EXPRESSA LICENTIA, ET APPROBATIONE DD. SUPERIORUM.
EX DUCALI CAMPIDONENSI TYPOGRAPHEO
PER ANDREAM STADLER,
ANNO DOMINI M D C C L I X

Erworben in Limburg a.d.L. Antiquariat auf einem Ausflug von Kiek es drin 8-11-1995

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20151221 171632

20151221 172428 

MISSALE
ROMANUM

EX DEKRTO SACROSANCTI CONCILII TRIDENTINI

BESTITUTUM

S. PH V PONTIFICIS MAXIMI

JUSSE EDITUM

CLEMENTIS VIII ET URBANI VIII

AUCTORITATE RECOGNITUM

----------------------

ACCURATISSIMA EDITIO

NOVIS MISSIS EX INDULTO APOSTELICO COCESSIS AUCTA

TURONIBUS

TYPIS A: MAME , TYPOGRAPHI

M D CCC LAV

von 1853

 

Das Missale ist innen teilweise stark lediert.
"Missale - Romanum" von 1853 , Höhe ca. 32 cm, Breite 26 cm, Tiefe 6,5 cm

Zu den Monstranzen latainisch = monstre - zeigen können auch Ostemsorien und Reliqiare zählen.

 

Monstranz

monstranz2   

Süddeutsch um 1740, Bronze, vergoldet, Silber, gegossen, getrieben, ziseliert, punziert

Maße: Höhe 410 mm, Durchmesser des Fußes 132 - 160 mm, Marken: Verschliffen (?)

Strahlenmonstranz mit Ständer im Stil des Rokoko, ohne Lunula.

Das Schaugefäß der Monstranz mit Strahlenkranz erwächst organisch über den Schaft aus dem querovalen Fuß. Die Wölbung des Sockels steht auf einem überkragenden, gekurvten, glatten Rand. Vier aufsteigende und sich zum Schaft hin verjüngende Rippen gliedern die ziselierte Oberfläche in vier unterschiedlich große Felder. In diese sind Rocailleornamente eingeführt, die durch ihre zarten und asymetrischen Formen die gegliederte Ordnung in Bewegung versetzen. Der Kontrast von aufbauenden zu auflösenden Kräften in der Gestaltung des Fußes wird im Aufbau des Schaftes gebunden. Dieser ist aus einem breiten Balusternodus geformt. Rocaillenornamente und Volutenstege lassen den Schaft zu einem Zierelement der Monstranz werden.

Die leicht ovale, mit Glas verschlossene Sichtöffnung für die Hostie ist mit einem Strahlenkranz hinterlegt. Dieser wiederum vorgelagert ist eine kleine Schmuckfassade aus Rocailleelementen. Ein kleiner Zierkranz aus den gleichen Ornamenten schwingt sich rahmend um die Sichtöffnung und steigert damit die Plastizität der Fassade.

Auf diese Fassade aufgesetzt, thront in den Wolken oberhalb des Gefäßes Gott Vater mit dem dreieckigen Nymbus. Unterhalb schwebt die Taube des Heiligen Geistes. Zu beiden Seiten wenden sich anbetende Engel der Mitte mit dem eucharistischen Brot zu.

Die bewegte Heiterkeit der Formen zeugt von der Sinnesfreude der Menschen der Barockzeit. Barocke sakrale Kunstwerke wollen durch Steigerung und Ausweitung des Irdisch-Herrlichen das Göttliche ins Diesseits holen. Die Darstellung der Trinität auf der Monstranz gleicht einer Theaterinszenierung, die den "Zuschauer" in seinen Bann schlägt und ihn zur Anbetung und frommen Andacht einstimmen möchte.

Literatur: Sakrale Kunst von Werner Fischer Seite 54/55

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Monstranz

monstranz3    

Spanien, um 1600, Kupfer, vergoldet, gegossen, punziert

Maße: Höhe 600 mm, Durchmesser der Fußes 195 mm, Marken: keine

Strahlenmonstranz mit Ständer im spanischen Herrera-Stil.

Die hohe, durch horizontale und vertikale Linienführung streng wirkende Monstranz ruht auf einem großen, runden Fuß mit glatter Zarge. Die Oberfläche ist flach gewölbt und durch einen starken, kantigen Profilring gegliedert. Fein gepunzte Ornamentierungen überziehen den ganzen Fuß. Auf der Außenkante sind vier Engelsköpfe mit Flügelpaar aufgeschraubt. Der große, massive Schaft ist durch zahlreiche Profilierungen und Kehlungen gegliedert. Der Nodus, in Vasenform gestaltet, zieren vertikale Leisten, so daß den horizontalen Gliederungen des Schaftes ein spannungsreicher Kontrast entgegengesetzt wird. Alle Teile des Schaftes sind mit einer gepunzten Ornamentierung versehen.

Der Ansatz zum scheibenförmigen Schaugefäß bildet eine kleine Vase. Ein schmaler, glatter Rand umrahmt das Gefäß. Die verglasten Schauseiten umschließen die Lunula, die von hinten durch eine Öffnung mit Scharniergelenk entnommen werden kann.

Ausgehend von der Mitte wird das Gefäß umkreist und eingefaßt von einem Flammen- und Strahlenkranz, der mit siebenzackigen Sternen an den Enden versehen ist. Als Bekrönung dient der Monstranz ein Kreuz, dessen Balken über Eck gestellt und an den Enden mit Kugel und Abschlußlatte verziert sind. Der Sockel des Kreuzes nimmt das Motiv der kleinen Vase wieder auf.

Wie bei allen anderen Teilen der Monstranz, so findet sich auch hier im Strahlenkranz und in der Bekrönung das feingliedrige, gepunzte Ornament wieder.

Dieses Ornament überzieht die Strenge des Gesamtbildes der Monstranz mit einem feinen Netz der Auflockerung, ohne die horizontale und vertikale Linienführung des Werkes zu beeinträchtigen oder gar aufzulösen.

Die dadurch entstehende sehr herbe Erscheinung der Monstranz ist charakteristisch für eine Stilrichtung zur Zeit des Barocks in Spanien, die als "Herrera-Stil" Eingang in die Stilgeschichte gefunden hat.

Wilfried Koch schreibt in seinem Buch "Baustilkunde" auf Seite 454

"Herrera-Stil", nach Juan de Herrera, 1530-97, benannter offizieller Baustil zur Regierungszeit Philipp II., eine strenge Version der italienischen Renaissance, der wegen seines sparsamen Dekors auch "Desornamentado-Stil" genannt wird.

Herreras Hauptwerk ist die Schloß- und Klosteranlage Escorial in San Lorenzo/Region Madrid.

Auf einer Kunst- und Pilgerreise 2004 in Spanien auf dem Weg nach Compostela konnten wir in den Schatzkammern verschiedenen Kathedralen Monstranzen im Herrera-Stil besichtigen, die die gleichen Stilelemente aufweisen wie die sich im Interreligiösen Museum befindliche Monstranz.

Literatur: Sakrale Kunst von Werner Fischer Seite 50/51


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Monstranz in Pyxidenform im charakteristischen Stil der italienischen Renaissance,

2013-04-18 08.50.36

Nichtedelmetall, versilbert, vergoldet, gegossen, getrieben, ziseliert, punziert, Maße: Höhe 370 mm, Durchmesser des Fußes 136 mm, Durchmesser des Glaszylinders 70 mm, Marken: keine.

Über einem runden Fuß erhebt sich über Schaft und Nodus das Schaugefäß der Monstranz. Den gewölbten Rand des Fußes ziert ein Fries aus lanzettförmigen Blättern, der sich am Balusterschaft der Monstranz wiederholt. Die trichterförmige Erweiterung des Schaftes zur Basis des Schaugefäßes ist mit aufgesetzten Weintrauben und Ährenreliefs verziert.

Drei gotische Strebepfeiler mit Fialen verbinden den Bodenfries mit dem Dachfries des Schaugefäßes und umschließen auf diese Weise im Inneren einen runden, nach oben geschlossenen Glaszylinder. Von Pfeiler zu Pfeiler spannen sich Strebebögen. Die Monstranz ist durch einen haubenartigen, gewölbten und gekehlten Deckel von oben zu verschließen. Er ist im Gegensatz zu den übrigen Teilen reich mit ziselierten Ornamenten verziert. Auf der Spitze erhebt sich als Bekrönung die Statuette des Auferstandenen (?), der auf einer Kugel im Kontrapost steht.

Die ursprüngliche Funktion des Gerätes ist nicht genau zu bestimmen. Siegellack auf dem Glaszylinder und Lochungen im oberen Dachfries lassen eine ursprüngliche Versiegelung des Gefäßes als Reliquiar vermuten; eine eingelegte vergoldete Messingscheibe mit einer einfachen Falz, in die eine Lunula eingeschoben werden kann, steht jedoch der Funktion und Verwendung des Gerätes als Reliquiar entgegen.

Die auffallende Uneinheitlichkeit in der Stilistik (plastizistischer Fuß und Schaft) legt die Vermutung nahe, dass es sich bei dem erhaltenen Typus der italienischen Monstranz um eine Goldschmiedearbeit handelt, die nicht in allen Teilen original erscheint.

Literatur: Werner Fischer, Sakrale Kunst, Seite 52

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Monstranz, Frankreich, 2. Hälfte 19. Jh., Messingblech, gepreßt, ziseliert, punziert, Silber (Lunula)

2013-04-24 12.13.50

Maße: Höhe 817 mm, Fuß 175 x 145 mm, Marken: Monstranz ohne Punzierung, Lunula - Feingehaltsstempel des Departements Lyon seit 1838 (Rosenberg Band 3, 5880, 5929). Meisterzeichen "DA"

Strahlenmonstranz auf hohem Schaft und großem Ständer im Stil des französischen Historismus.

In Form, Gliederung und Symbolik vertritt sie den Typus der französischen "Soleil d'or", wie er schon bei der Monstranz Seite 58 beschrieben wurde. So sind die Füße des Sockels als Volutenfüße gestaltet worden. Blattranken, Muschelwerk und Spiegelmedaillons stehen einer streng linearen Gliederung entgegen. Die Wolkenballen um die Sichtöffnung des Hostienbehälters sind zu Wolkenwirbeln aufgedreht und der Strahlenkranz "züngelt" als großes Flammen- und Strahlenmeer um die Eucharistie als Mittelpunkt der Monstranz.

Die zwei Engelsköpfe rechts und links des Nodus wenden sich mit ihren Blicken zur Seite und unterbrechen auf diese Weise den streng linearen Aufbau des klassizistischen Vorbildes zur gedrehten Bewegung barocken Formwillens.

Ein massives, ornamentiertes Kreuz ragt über den Strahlenkranz hinaus und hat als eine seltene Besonderheit auf der Rückseite eine trichterförmige Vase.

Zu dieser Monstranz ist noch die Original-Lunula vorhanden.

Literatur: Werner Fischer, Sakrale Kunst, Seite 64

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Monstranz, Frankreich, 2. Hälfte 19. Jh., Silber, vergoldet, gegossen, gedrückt, gepreßt, Messing, Elfenbein, Email, Glas.

2013-04-24 12.15.08

Maße: 810 mm, Durchmesser des Fußes 205 mm, Marken: Garantie- und Feingehaltsstempel Frankreich 1838-1919 (Rosenberg Band 3, 5880), Meisterzeichen "PB" (Gegenstempel Rosenberg Band 3, 5929).

Große Ständermonstranz in Scheibenform im Stil der französischen Neurenaissance.

Die Monstranz erhebt sich über einem großen, runden, halbkugelig gewölbten Sockel, der von vier Stützfüßen aus ausladendem Blattwerk und geschneckten C-Bögen getragen wird. Die breite Zarge des Fußes ist glatt und leitet mit einer steigenden Hohlkehle und einem gestuften Absatz zur gewölbten Oberseite des Fußes über. Diese ist reichlich verziert: vier große durchscheinende, weinrote Email-Medaillons sind auf poliertem Metallgrund aufgetragen. Die Motive (Dornenkrone mit drei Nägeln - Leiter, Speer und Schwamm, - Rute, Hammer und Zange, - Das Kreuz mit dem überhängenden Grabtuch) sind auf weinrotem Email aufgemalt. Die weiße Emailmalerei ist von hoher handwerklicher wie künstlerischer Qualität.

Umrahmt werden die Medaillons von kleinen Blattfriesen. Auf die Zwischenfelder sind Ornamente in Halbrelief aufgesetzt. groteske Formen, die sich um eine Amphore mit aufgesetzter Spitze auf einem Quader anordnen.

Der Schaft der Monstranz gliedert sich in zwei Teile. Die untere Hälfte wird von einer Säule aus Elfenbein gebildet. Sie ruht auf einem runden, gestauchten Knauf als Sockel, an dem die Symbole der vier Evangelisten angebracht sind.

Geflügelter Löwe = Markus,

geflügelter Stier = Matthäus,

geflügelter Mensch = Johannes,

Adler = Lukas)

Um den Ansatz des Schaftes winden sich stilisierte Blattornamente und unterstreichen den aufstrebenden Charakter des Schaftes, der sich bis zum Nodus hin stark verjüngt.

Die zweite, obere Hälfte des Schaftes wird aus einem einfachen Pfeiler aus Metall gebildet. Den deutlichen Trennungspunkt gestaltet der große Kugelnodus mit einem Äquatorring. Auf guillochiertem Untergrund - ursprünglich wohl farbig (blau) emailliert - sind kleine Sterne aufgesetzt.

Am oberen Ende legt sich ein Perlstab mit Krone um den Ansatz des Schaftes. Aus der so gestalteten Einfassung gehen zwei Volutenhenkel hervor, die, mit Blattmotiven verziert, an ihren Enden zwei Engel tragen. Sie halten den Betrachter zwei Schriftrollen mit den Aufforderungen "venite" und "adoremus" entgegen. Über ihnen entfaltet sich das große scheibenförmige Schaugefäß mit dem verglasten, runden Hostienbehälter in der Mitte. Die Einfassung der verglasten Sichtöffnung ist mit 8 x 2 kleinen, geschliffenen, farbigen Glassteinen verziert.

Über schmale, gekehlte Stufen vertieft sich die Umrandung zu einem großen nach innen gewölbten Rahmen. Acht Rundbögen, die mit Emailmalerei gefüllt sind, (Lilien, Ähren, Wein und Rosen), stehen um die Mitte mit dem eucharistischen Brot. In die Zwickel sind Dreiblattornamente aufgesetzt. Ein zusätzliches Ornament der Gliederung bilden acht profilierte, gedrechselte Elfenbeinsäulen, die von der Mitte strahlenförmig ausgehen und über den Rand hinaus mit aufgesetzten Spitzen in den Strahlenkranz hineinreichen. Dieser Kranz wird von acht Grotesk-Ornamenten (vergl. Fuß) gebildet. Auf der Vorderseite der kleinen Sockelquader sind geschliffenen, rote und blaue Steine aufgesetzt. Sie sind alle facettiert, teilweise mit einer rückwärtigen Folie versehen. Es ist nicht auszuschließen, dass die Steine ausgefaßt und durch neue ersetzt wurden.

Bekrönt wird die Monstranz von einem großen, vollplastischen Kreuz in lateinischer Form, das auf einer großen Vase/Urne (Lekythos) steht. Um den Schnittpunkt der Balken schlingt sich eine Dornenkrone. In das Kreuz und die Dornenkrone sind farbige, geschliffene Steine eingearbeitet. Die Enden des Kreuzes zieren runde Elfenbeinkugeln. Auf der Rückseite der Monstranz ist der Hostienbehälter mit Scharnier, Knauf und Drehriegel zu öffnen. Aufgesetzte, geschweifte Kreuzenden mit Grotesken ordnen sich in Kreuzform um die Öffnung.

Die Entwerfer und Gestalter von liturgischen Gefäßen wollen meist auch durch ihre handwerkliche Kunst eine geistig-geistliche Aussage vermitteln.

Dies wird gerade bei dieser Monstranz deutlich: Jesus wurde auf der nördlichen Erdhalbkugel geboren. Es ist unbestreitbar, dass er an das Kreuz genagelt wurde. Die Monstranz zeigt in ihren Email-Medaillons die Marterwerkzeuge. Die vier Evangelisten haben uns das Geschehen in Jerusalem überliefert. Ihre Attribute finden wir am Elfenbeinnodus. An der Monstranz darüber erhebt sich ein Schaft, der so stark verjüngt ist, dass man um die Stabilität des Gefäßes fürchten muß. Am Ende des Schaftes zeigt sich eine Kugel, die wesentlich kleiner ist als die dargestellte Erdhälfte. Wollte der Gestalter vielleicht daran erinnern, dass es in der Hl. Schrift heißt: Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes gelangt?"

Der erste Astronaut - Kosmonaut "Gagarin" wurde nach seiner erfolgten Erdumkreisung gefragt, was denn über der Erde sei und ob er "etwas anderes" angetroffen habe. Er verneinte, aber er sei beeindruckt gewesen von der Unendlichkeit des Raumes. Diese Unendlichkeit des Raumes versucht auch die Monstranz wiederzugeben. Nach einer Halbkugel folgt eine große, runde Scheibe, in deren Mitte die Hostie Platz findet. Die Ähren und Weinreben mit Blättern und Trauben, in Form eines Kreuzes angeordnet, weisen auf Brot und Wein hin. Die weiteren vier Medaillon zeigen die Lilie als Blume der Reinheit und die Rose als Blume der Liebe.

Die nach außen strebenden Elfenbeinstäbe mit ihren fast lanzenförmigen Spitzen könnten uns an das Pfingstwunder erinnern. "Gehet hin in alle Welt und lehret alle Völker und taufet sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des Hl. Geistes".

Oben auf der großen, runden Scheibe thront eine Urne. Sie kündet vom immer wiederkehrenden Aschermittwoch. "Du bist Staub und wirst wieder zu Staub werden." Aus der Urne steigt das Kreuz mit der Dornenkrone. Mahnt es den Betrachter an den Ausspruch Jesu Christi "Jeder nehme sein Kreuz auf sich und trage es mir nach"?

Literatur: Werner Fischer, Sakrale Kunst Seite 60-63

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Monstranz, Frankreich/Paris, um 1820-30, Silber, teilweise vergoldet, gegossen, getrieben, ziseliert, punziert.

2013-04-24 12.14.25

Maße: Höhe 590 mm, Fuß 153 x 109 mm, Marken: Garantiestempel Paris 1819-1832 (=Rosenberg Band 3, 6592, Rosenberg Band 3, 6594), Feingehaltsstempel (=Rosenberg Band 3, 6578), Meistermarke "JBSL" (Lefranc, Jean-Baptiste-Simon), (Lunula: Garantiestempel Departement Lyon, seit 1838 (= Rosenberg Band 3, 5880), Meistermarke "LG")

Strahlenmonstranz (Soleil d'or) im Stil des französischen Klassizismus (Empire).

Der massiv wirkende Schaft und der rechteckige Fuß der Monstranz ruhen auf vier großen Tatzenfüßen. Glatt abgesetzte Kanten und Zargen betonen einen streng gegliederten Aufbau, der durch die Verzierung mit flachen Blattfriesen noch unterstützt wird.

Zum Kranzgesims des postamentähnlichen Fußaufbaues hin verjüngt sich der Sockel stark. In die konkav gewölbten Seiten sind rechts und links Getreidegehänge, Weintrauben und -blätter ziseliert. Die große Vorderseite des Sockels ziert der Name Gottes (Tetragramm) im göttlichen Symbol des Dreiecks vor einer Wolke. Auf die Rückseite ist das Lamm Gottes, auf einem Kreuz und dem Buch mit den sieben Siegeln liegend, aufgeschraubt. Den Untergrund bilden Wolken und auf das Lamm Gottes herunterfallende Strahlen.

Das Kranzgesims des Postamentes ist nochmals als kleine Sockelwölbung ausgearbeitet. Palmetten und Muschelornamente zieren jeweils die Seiten.

Über dem eckigen Aufbau des Fußes ist der runde Nodus angebracht, der als Balustervase geformt mit antikisierenden Ornamenten verziert ist.

Oberhalb der Vase bildet sich der Schaft zum kannelierten Säulenschaft aus. Zwei Schaftringe, als Ornamentenfries und Lorbeerkranz gestaltet, trennen die Säule in zwei Teile, deren oberes Ende sich zum Getreidebündel wandelt und sich bis zum Schaugefäß ausweitet. Dieses ist mit Glas verschlossen und von einem schmalen Rahmen mit einem Blattfries eingefaßt. Um diese kreisrunde Öffnung legt sich ein Kranz aus Wolkenballen, aus denen Engelsköpfe herausziseliert sind. Ein Strahlenkranz umfängt das Zentrum des Schaugefäßes mit der Hostie, die in eine aufklappbare Glasdose mit facettiertem Glas eingelegt ist.

Als Bekrönung dient ein lateinisches Kreuz mit einer ausgesägten Dornenkrone.

Literatur: Werner Fischer, Sakrale Kunst, Seite 58

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2013-04-17 14.38.02     

Monstranz, Reliquiar, Kupfer, Silber, vergoldet, gegossen, getrieben

Maße: Höhe 700 mm, Fuß 194 x 153 mm

Reich verzierter Reliquienbehälter in Form einer Turm-Monstranz.

Der querovale, passförmige Fuß ist in den Zwickel spitz ausgezogen. Über eine doppelte Zarge, die mit maßwerkähnlichen Ornamenten gefüllt ist, hebt sich der Fuß gestuft zum vielseitigen Fußhals an. Der Schaft selbst ist zu einem kleinen architektonischen Turmmodell ausgstaltet

Der Turm ruht auf einem breiten, gekappten Sims, an dem ein langer, gekrabbter Blattfries frei herunterhängt. Zwischen den über Eck gestellten und weit ausladenden Strebepfeilern und kleinen Fialen zieren große gotische Spitzbogenfenster mit Maßwerk in Durchbrucharbeit die Seitenflächen des Turmes.

Oberhalb und unterhalb wird der Schaft/Nodus von einer kräftig hervorspringenden, vierseitigen, gekappten Platte begrenzt. Zum Schaugefäß erweitert sich der Schaft zu einem vierseitigen Trichter. Das Schaugefäß, in Form eines Turmes, ist auf der Vorder- und Rückseite verglast.

Der Turmaufsatz baut sich über einem gekehlten, mit gekapppter, viereckiger Platte unterteilten Schaft zu einem kleinen, eigenständigen Turmgebilde auf. Die Spitze ist mit einer Kreuzblume bekrönt. Rechteckige (!) Fenster mit Maßwerkdurchbrüchen unterstreichen den Architekturcharakter.

Ob es sich bei diesem Schaubehälter um ein Reliquiar oder um eine Monstranz handelt, läßt sich nicht eindeutig festlegen. Ein Stift in der Mitte des Schaubehälters kann sowohl der Befestigung einer Lunula als auch einer Reliquie gedient haben.

Die Monstranz oder das Reliquiar wurde repariert und restauriert. Es wurden Teile ersetzt, von denen man annehmen kann, daß sie in jüngerer Zeiten neu erstellt wurden, um den sakralen Gegenstand seiner eigentlichen Bestimmung wieder zuzuführen.

Marken oder Meisterzeichen wurden nicht gefunden.

Literatur Werner Fischer, Sakrale Kunst, Seite 96

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