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Museumsnachbarn hüben und drüben in Hamm und Ahlen.Es kommen mehr Ahlener nach Hamm als Hammer oder Hammenser nach Ahlen. Welch eine Feststellung. Ohne jetzt die Bereiche entschlüsseln zu wollen, es gibt eine Sparte zwischen den nachbarlichen Städten, in der es wegen ihrer Einzigartigkeit zu keiner Konkurrenz der Museumsangebote kommt.

Mitglieder des KV. Ortszirkel Hamm (Kath. Studentenverein) machten sich auf den Weg nach Ahlen, um das Museum im Ahlener Goldschmiedehaus, das Interreligiöse Museum in der Oststr. 69 zu besuchen.
In den Vorgesprächen zu diesem Besuch wurde von den Hammensern der Wunsch geäußert, sich an Hand der Exponate im Museum im Goldschmiedehaus explizit dem „Judentum“ zu widmen.
Museumsleiter Goldschmiedemeister Werner Fischer empfing die Gäste aus Hamm auf dem historischen im Ahlener-Kataster von 1829/30 schon in münsterländer Platt erwähnten Hönermarkt (Hühnermarkt), dem damals noch größeren Platz gegenüber dem heutigen Marienplatz mit den Worten: „Herzlich willkommen in Ahlen, der regsamsten Stadt in ganz Westfalen“. Fischer führte weiter aus, dass die Vorgängerkirche aus dem 13. Jahrhundert auf diesem Platz wegen Baufälligkeit abgerissen und im Jahre 1904 durch die neogotische katholische Marienkirche ersetzt wurde. Bei der Frage Fischer´s nach der Turmhöhe der Marienkirche reckten sich die Hälse und Augen der Besucher empor. Zaghafte Antworten schätzten die Höhe auf etwa 60 Meter. Stolz verkündete Fischer, dass der Turm der Marienkirche eine Höhe von 75 Metern habe im Vergleich zur evangelischen Pauluskirche im Zentrum der Stadt Hamm, der nur 4 Meter und 30 cm höher ist. Na ja!

ronig 2Der Marienplatz ist einer der wichtigsten Plätze in Ahlen und von überall auf der Welt zu erreichen u.a. vom Westfriedhof, von Warendorf, auch aus Moskau bis Ahlen sind es ca. 2000 Kilometer, von Paris ca. 620 Kilometer über die Autobahnen. Dieser Platz erhielt beim Bau der Fußgängerzone im Jahr 1984 einen Brunnen, Entwurf und Ausführung durch Bildhauer Heinrich Bücker aus Vellern, einem Ort ca. 20 km von Ahlen entfernt.

Ein Brunnen, dessen Wasser nicht wie üblich aus der Erde kommt, sondern aus dem . Wasserrohrnetz der Ahlener Stadtwerke gespeist wird. Aus einem Bronzebecken wächst die mehrstufige Säule mit 4 Skulpturen.
1. Der Apostel Bartholomäus, ein Jünger Jesu. Stadtpatron unserer Stadt Ahlen mit seiner
St. Bartholomäus-Kirche, hier gleich um die Ecke. „Bleiben die Störche über Bartholomae, so kommt ein Winter, der tut nicht weh“.

2. Der Bistumsgründer Ludgerus, geboren 742 in Holland, 809 gestorben in Billerbeck, der in Ahlen als Bischof eine Visitation machte und dabei einen Blinden heilte, wie die Bronzeplatte an der Pastorat der Dechanei von St. Batholomäus Ahlen anzeigt.

3. Schwester Immaculata, Elisabeth Tombrock. Eine Ahlenerin, im Schatten der Marienkirche 1887 geboren, gestorben 1938. Sie wurde Nonne aus Dankbarkeit ihrer Heilung in Lourdes. Spätere Gründerin des Orden der Missionsschwestern von der unbefleckten Empfängnis, wie die von „Kiek es drin“ gestiftete Kupferplatte am Geburtshaus in der Oststraße verkündet.

4. Die Gottesmutter Maria mit dem Jesuskind auf dem Arm. Sie steht auf einer Sichel, ist also eine sogenannte Mondsichel-Madonna in goldenem Glanz. Bei ihrer Aufstellung - wie Fotos belegen - schaute die Gottesmutter und das Jesuskind nach Westen. Bei einer späteren Restaurierung wurde sie mit dem Angesicht nach Osten gedreht.
Es gibt Gerüchte, dass die Umsetzung der Madonna in Richtung Osten eine Referenz an die türkischen Mitbürger anderen Glaubens sei, die mehrheitlich hinter der Bahn im Ahlener Osten der Stadt wohnen. Wie konnte es zu einem solchen Gerücht kommen?
Vielen Lesern ist sicher bekannt, dass es immer noch möglich ist, zu Fuß von Bethlehem oder Jerusalem zur heutigen Türkei zu gehen und wenn der Wind von Osten kommt, auch dorthin zu segeln. Von den beiden Aposteln Paulus und Johannes wissen wir, dass sie im Gebiet der heutigen Türkei waren und zwar auch auf dem Bülbül - übersetzt Nachtigall- Nachtigallenberg - in der Nähe von Ephesus.
Dort befindet sich das Sterbehaus der Gottesmutter Maria. Mit der Zeit geriet das Haus in der Türkei in Vergessenheit, bis die Nonne Anna Katharina Emmerich (1774-1824) aus Coesfeld den Standort dieses Hauses in der Türkei nach einer Vision detailliert beschreiben konnte.

1891 fand ein Suchtrupp dann eine Bauruine an dem Ort in der Türkei, auf den die Beschreibung exakt zutraf.
1896 erklärte Papst Leo XIII. das Haus zum Wallfahrtsort.
2006 besuchte der deutsche Papst Benedikt XVI. den Ort und das Haus in der Türkei.

Dann wendeten sich die Besucher mit Blick auf das Ahlener Goldschmiedehaus um.
Wir Menschen, so Werner Fischer, erkennen uns gegenseitig an unseren Gesichtern, die einzigartig sind. Warum soll nicht auch ein Haus ein Gesicht haben, an dem man es zweifelsfrei erkennt? Die alten westfälischen Bauernhäuser z. B. erzählten durch ihre Balkeninschriften, wer in diesem Hause wohnt und arbeitet, wer es errichtet hat und was darin gemacht und angeboten wird. Eine ins Bild gesetzte Botschaft gibt optisch weitere Auskünfte.

Nach einer kurzen Pause im Erdgeschoss gelangten die Besucher über die Treppe in das Museum mit den Schätzen der Vergangenheit. Sessel standen bereit. Die Gäste nahmen Platz und sodann begann Werner Fischer seinen Vortrag mit der Frage: „Wer ist ein Jude“? Antwort: Nur der, der eine jüdische Mutter hat.
Vorab wurde bereits von der Gruppe der Wunsch geäußert, die Museums eigenen Exponate des Judentums vorzustellen und zu erklären.
Werner Fischer übernahm in seiner ihm eigenen Art den Part uns stellte die Museumsexponate zu diesen Themen respektvoll vor, informierte, erklärte und kommentierte lebensnah stets in Würde vor dem religiösen Leben im Judentum.

Herr Manfred Winnen, Vorsitzender des KV. Ortszirkel Hamm dankte Werner Fischer auch im Namen der Anwesenden für das, was er in den letzten 2 Stunden in Ahlen gehört, gesehen und erlebt habe. Seine Begeisterung wurde von den anderen Anwesenden geteilt. Dank galt auch Herrn Axel Ronig, der das Museum im Goldschmiedehaus in Ahlen zu einem Besuch empfohlen hatte.