Tischuhr, Reiseuhr, 226-28B, auch Offiziersuhr genannt mit Weckerfunktion (Groneck)

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Wurde dem Museum im Goldschmiedehaus, Ahlen im Januar 2009 zugeführt.

Ein allseits verglastes Gehäuse läßt den Betrachter seitlich in die Funktion des Werkes sehen. Auch der Blick von oben zeigt ihm die Unruh und den Schwung derselben.

Eine Weckerfunktion mit Hammer auf Schelle (Glocke) kann über den Zeiger des Zifferblatts zur gewünschten Zeit abgerufen werden.

Uhren dieser Art haben fast alle die gleiche Form, die Laternenform und sind an ihr erkennbar.

Warum? Wenn ein Soldat die Offizierslaufbahn gewählt hatte, legte er eine Prüfung ab. Er erwarb das Offizierspatent, bei der Schifffahrt heute noch das Kapitänspatent.

Als Offizier hatte man verschiedene Privilegien u. a., dass ihm ein Soldat, ein Offiziersdiener (Bursche) zur persönlichen Verfügung stand.

Als äußere Zeichen standen in den Wohnungen der Offiziere diese allseits verglasten kastenförmigen Uhren.

Der Henkel diente dazu, die Uhr auch wegen der Weckfunktion ins Schlafgemach tragen zu können.

Man erzählt sich, dass der Bursche in einem Zeitraum von 8 Tagen die Uhr aufziehen mußte.

Wer nun auf die Preußen tippt, dass es solche Offiziersuhren nur in Deutschland gegeben hat, liegt falsch, denn es gab sie in ganz Europa.

Eine Bodenplatte aus Messingguß trägt den vierseitig verglasten Korpus mit beweglichem Henkel. Die Vorderseite zeigt ein weißes Emailzifferblatt mit Reparaturmerkmalen. Das runde Ziffernblat mit schwarzen römischen Ziffern von I bis XII wird ergänzt durch einen Kranz mit einer 60 Minuterie aus schwarzen Strichen. Im unteren weißen Feld ist in einem Kreis mit schwarzen arabischen Ziffern 1 bis 12 die Weckzeit einstellbar. Die drei Zeiger sind gebläut.

Durch die beiden verglasten Seiten erhält der Betrachter Einblick in das Wecker- und Gehwerk. Durch ein verglastes Türchen hat man auf der Rückseite Zugriff, um mit einem Schlüssel die beiden Werke aufzuziehen und die Zeigerstellungen vorzunehmen. Die rückseitige Platine ist punziert mit einem ovalen Stempelabdruck und nachfolgenden Buchstaben, die teilweise 2 x gestempelt wurden: oben BREVETE dann 4 Buchstaben und unten EN? FRANCE BTA FRA....Man kann davon ausgehen, dass diese Uhr im 19. Jh. in Frankreich hergestellt wurde

Auf der Rückseite wurde eine Gravur angebracht: Geschenk an W. Fischer von Julie Groneck 2003.

Julie Groneck, die Witwe des verstorbenen Goldschmiedemeisters Werner Groneck aus Münster, mit dem Werner Fischer bereits als Lehrling und Werner Groneck als Geselle zusammen in der Fiirma Heinrich Abeler in Münster, Bogenstr. 2, sofort nach dem 2. Weltkrieg tätig waren.

Werner Fischer wurde 1957 Obermeister der Goldschmiedeinnung Münster.

Er wollte in seiner Egide neue Wege gehen bei der Ausbildung der Lehrlinge und den Gesellenprüfungen.

Werner Groneck wurde Lehrlingswart. Es ist sein Verdienst,

dass die erste Werkstatt in der Bundesrepublik Deutschland für die überbetriebliche Ausbildung der Goldschmiedelehrlinge in Münster eingerichtet wurde. Dadurch konnte auch der praktische Teil der Gesellenprüfung in Klausur stattfinden.

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