Tischuhr, Renaissance, Kruzifix-Uhr (Automatenuhr) 226-04

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Zeitlich könnte die Kruzifixuhr um das Jahr 1640 im süddeutschen Raum entstanden sein. Sie ist aus Bronze, feuervergoldet, hat einen Ziffernkranz aus Silber und steht auf einem Holzsockel.

Die Gesamthöhe beträgt 30,5 cm. Der Kreuzstamm ist 17 cm und der Querbalken 7,7 cm lang. Der Sockel einen Durchmesser von 14 cm.

Auf dem Sockel mit Unterlegscheibe aus Holz (Dreifuß) befindet sich eine aus Bronze gegossene Kreuzigungsgruppe: Maria, Johannes und der gekreuzigte Christus. Die Zeitanzeige erfolgt durch eine drehbare Kugel mit Ziffernkranz am oberen Ende des Kreuzes. Das Geh- und Schlagwerk der Uhr ist unterhalb der Kreuzigungsgruppe im Sockel untergebracht und mit einer langen Welle durch den Kreuzesstamm mit dem drehbaren Ziffernkranz verbunden.

Der Sockel ist aus gegossener Bronze; die Oberfläche wurde nachziseliert (negative Perlpunzierung). Ornamente des Frieses: Perlschnur und Palmetten.

Umrandung des Geh- und Schlagwerkes der Uhr durch eine Galerie mit 16 ausgesägten Pfeilern (Klangkörpern). Der Deckel, aufklappbar durch ein Scharniergelenk, verdeckt das darunter befindliche Uhrwerk und ist zugleich Fundament für die auf ihm stehende Kreuzigungsgruppe. Florale Ziselierungen wollen Landschaftseindrücke hervorrufen. 

Kanonisierte Dreiergruppe; rechts und links des Kreuzes stehen Maria und Johannes. Ihre Gewänder sind von einem starken Faltenwurf gekennzeichnet.

Der Vergleich mit parallelen Kruzifixuhren läßt die Vermutung zu, dass am Fuße des Kreuzes ein Totenkopf (Adam) vorhanden gewesen sein muß, der sich stündlich zum Schlag der Glocke bewegte. Die Balken des Kreuzes sind mit einer floralen Gravur reich verziert. Die nicht zu Ende geführte Gravierung am oberen Ende des Kreuzes sowie ein Gewindeloch läßt hier ursprünglich eine Inschriftstafel vermuten.

Corpus: Drei-Nagel-Kruzifix; Annagelung am Fuß und im Handteller. Die linke Hand ist leicht beschädigt (Finger abgebrochen). Der Typus des 3-Nagel-Kruzifixes läßt jedoch kein Bewegungsmotiv erkennen; Der Korpus verharrt in einer unentschiedenen Haltung. Jesus ist sanft entschlafen. Seine Arme sind leicht schräg nach oben gezogen und sein Haupt ist zur rechten Seite geneigt (Kennzeichnung des toten Christus). Sein Gesicht ist charakterisiert durch langes Bart- und Nackenhaar; eine Dornenkrone fehlt. Bekleidet ist der Corpus mit einem Lendentuch, das an der rechten Körperseite zusammengeknotet ist und dort in einer längeren Stoffbahn herunterfällt. Die linke vorgeschobene Hüfte ist frei. (Vergleiche Kruzifixuhr Deutsches Uhrenmuseum Furtwangen)

Am oberen Ende des Kreuzes befindet sich eine drehbare Kugel mit Ziffernkranz (Äquatorialziffernkranz) und feststehendem Zeiger. Zeitanzeige durch römisches Ziffernsystem (ab 16. Jh. arabische und römische Ziffern üblich mit der Abweichung IIII statt IV)

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