• Drucken

   

napoleon neu 1   napoleon neu 2
Foto: Marlon Scharfschwerdt  NAPOLEON I.

Napoleonuhr, Taschenuhr,
Goldgehäuse zweiteilig, Ø 40mm, Glasrand und Gehäuseschale sehr dekorativ gearbeitet. In der Gehäuseschale eine Anzahl von Reparaturzeichen. An der 3 seitlicher Drücker zur Gehäuseöffnung, um das Werk aufzuziehen und die Zeit einzustellen. Der Kronenhals ist sehr lang, was vermuten läßt, dass zu dieser Uhr ein weiteres Übergehäuse vorhanden war. Im (Kronen)hals befindet sich eine bewegliche unechte Öse. Diese nimmt eine unechte Uhrkette mit Schraubkarabiner auf. (Es handelt sich um eine doppelläufige Fuchsschwanzkette) von 26,5 cm Länge, die mit drei Ösen abschließt. In einer dieser Ösen hängen an zwei Fuchsschwanzkettchen zwei Quasten und in der 3. Öse eine Ankerkette, die mit einem Stab endet, der zur Befestigung in einem Knopfloch dient.
Zurück zur Taschenuhr.
Spindelwerk mit dekorativer Spindel, Werkplatine vergoldet, graviert: Frh oder Frt Amièl, Paris, Werknr. 1498, Werk scheint intakt zu sein. Das weiße Emailzifferblatt zeigt eine 60er Minuterie sowie die arabischen Zahlen 1 - 12. Das Aufzugloch im Zifferblatt weist Beschädigungen auf ebenso der Außenrand an der 6.

Alles hat eine Geschichte - auch diese Uhr.

"Die Napoleon Uhr",

Peter Henlein, geb. um 1479 in Nürnberg - gest. August 1542, war ein Schlossermeister, dem es als erster gelungen ist, eine Uhr zu bauen, die am Körper getragen werden kann - so wird jedenfalls berichtet. Diese Sensation fand Nachahmer in Deutschland, in der Schweiz aber auch in Frankreich. Sie nannten sich Uhrmacher. Diese tragbaren Uhren wurden weiterentwickelt doch nur wenige Menschen konnten sich damals eine Taschen- oder Brustuhr finanziell leisten. Zu den Glücklichen zählte auch der französiche Kaiser Napolion I., geb. 15. August 1769, gestorben 5. Mai 1821, der Uhren für besondere Dienste gern verschenkte.
So wird berichtet, dass Napoleon beabsichtigte, nach dem Rückzug von Moskau u.a. in Trier zu übernachten. Da jedoch in Trier die Pockenepidemie ausgebrochen war, entschied er sich, in dem kleinen vor der Mosel gelegenen Ort Ehrang in einem Gasthof Quartier zu nehmen, dessen Besitzer Jaen Pierre Zander gleichzeitig Bürgermeister (französich Maire) von Ehrang war.

Wenn der französische Kaiser Napoleon I. damals in einem Ort wie Ehrang übernachtete, war das eine Sensation. Die Tochter des Hoteliers Jean Pierre Zander soll Napoleon besonders freundlich bedient und bewirtet haben, so dass Napoleon beim Abschied dem Vater Zander diese Damen-Spindeltaschenuhr für erwiesene Gastfreundschaft überreichte.
Wahrlich ein wertvolles Geschenk! Doch eine Damenuhr für einen Mann? Es wurde schriftlich und mündlich überliefert, dass Napoleon I. dem Großvater Jaen Pierre Zander die Uhr geschenkt hat. Das Hotelzimmer in Ehrang, in dem Napoleon übernachtete, blieb unverändert und galt als "Napoleonzimmer" - mit Uhr.

Jahre vergehen. Während der nationalsozialistischen Ära hatten die Werkschaffenden als Mitglieder der Organisation "Kraft durch Freude" die Möglichkeit, einen Erholungsurlaub anzutreten. Auch der Bergmann Xaver Abel aus Pelkum, Auf dem Höhkamp 8a, verbrachte einen solchen Urlaub vor dem II. Weltkrieg in Ehrang.
Neben Besichtigungen und Wanderungen widmete man sich abends dem verbotenen Kartenspiel
17 + 4, an dem sich auch der damalige Hotelbesitzer Emmerick Ferdinand Zander beteiligte. Nachdem er alles Bargeld verspielt hatte, setzte er die sogenannte "Napoleonsuhr" ein und verlor auch diese an den Bergmann Xaver Abel aus Pelkum bei Hamm.

Xaver Abel bewahrte die Uhr sorgfältig auf. Während des Krieges vergrub er sie in seinem Garten in einem noch heute vorhandenen Holzkästchen mit der Beschriftung "Brunsbüttelkoog" und einem Segelschiff.

Da die damaligen Machthaber (Parteigenossen) Abel drängten, die Uhr zurückzugeben, kam es zu einer Erklärung vom 26. September 1935, dass er die Uhr vom Hotelier Zander ordnungsgemäß erworben habe, um einen Prozesses wegen des verbotenen Glücksspiels zu vermeiden

So verblieb die Uhr in Abel's Besitz bis zu seinem 80. Geburtstag, den er selbst als passenden Zeitpunkt ansah, sie seinem Enkel zu vererben.
Dieser - in Unkenntnis des historischen wie auch des materiellen Wertes der Uhr - antwortete seinem Opa: "Was soll ich mit dem Scheißding?" (Originalton)

Gekränkt und enttäuscht darüber bot Xaver Abel daraufhin die Uhr Herrn Museumsdirektor Dr. Zink vom Gustav Lübcke-Museum in Hamm am 7.3.1968 an. Das Museum war damals nicht interessiert und verwies Herrn Xaver Abel an den Uhrensammler Werner Fischer in Ahlen; denn Fischer besaß einen Orden der Stadt Hamm, den Dr. Zink gern für sein Museum gehabt hätte und ihn nach dem Verkauf der Uhr an Fischer letztendlich auch bekam.

Heute ist die goldenen Napoleons-Uhr mit Uhrkette eine Atraktion
"Im Museum im Goldschmiedhaus" in Ahlen, Otsstr. 69.

In einer Fernsehsendung von SWR-Moderator Dennis Wilms des Süddeutschen Rundfunk am 21.06.2015 "Schätze des Südwesten" Von Kronen und Kriegern (bis 21.45 Uhr) präsentierte der Museumskurater des Historischen Museums der Pfalz in Speyer, Ludger Tekampe, sein "wichtigstes Stück" in der Abendsendung, eine Wachskerze auf einem einlichtigen Kerzenleuchter mit einem gravierten Sockel-Schild: Überrest der Wachskerze, welche auf dem Nachttisch Kaiser Napoleon I. brannte, als er im Mai 1812 auf der Reise in der gegen Rußland bestimmten Armee in Kaiserslautern. übernachtete.

Selbst Dinge, die auf den ersten Blick wertlos erscheinen, wie eine Flasche Pfälzer Wein aus dem Historischen Museum der Pfalz in Speyer, erzählen Geschichten aus längst vergangenen Zeiten.

 

erklaerung standesamt napoleonuhr

Dieser jedoch berief sich darauf, dass er sich an diesen Abend nicht erinnern könne.

kaufvertrag napoleonuhr