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Tischuhr, Mysterieuse, Metallguß vergoldet.

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Maße: ca. 27,4 cm hoch, Durchmesser des Fußes ca..7,2 cm und Zifferblatt mit Gehäuse ca. 8,3 mm

Der Zauber einer Uhr!

In einem Kinderspiel heißt es: "Ich kann etwas, was du nicht kannst". Kinder sagen: "Ich kann zaubern".

Auch wir Erwachsene unterliegen manchem Zauber.

Wenn wir den zur Zeit größten Magier David Copperfield im Fernsehen oder bei einer Bühnenschau betrachten, sind wir stets darauf bedacht, vielleicht doch ein Geheimnis bei seinen visuellen Zaubereien zu entdecken.

Seine geniale Perfektion und sein Charisma lassen den stärksten Realisten kleinlaut werden; denn wir alle wissen, daß er keine Wunder vollbringt, aber dennoch lassen wir uns verzaubern. Er lädt uns in eine geheimnisvolle Welt ein und wir folgen ihm.

Die Geschichte lehrt uns noch andere Beispiele, nämlich Menschen, die behaupteten, Gold machen zu können, die Alchemisten.

Einer war der Apotheker namens Johann Friedrich Böttger. (1682 1719) Er behauptete allen Ernstes, er könne Gold machen. Sein Landesvater, August der Starke, Kurfürst von Sachsen und König von Polen, (1694 - 1733) machte kurzen Prozeß mit Herrn Böttger und brachte ihn in die Albrechtsburg in Meissen, von wo es kein Entrinnen gab. Nun, Gold hat er nicht hergestellt, aber bei seinen Experimenten entstand rein zufällig das heute so begehrte Porzellan; denn in der Nähe der Albrechtsburg wird Kaolin gefunden, das für die Porzellanherstellung notwendig ist. 

Interessant ist auch die alte Feststellung, wenn uns etwas mysteriös vorkommt und nicht sofort begreifbar erscheint, sagte man: "Das geht mit dem Teufel zu".

So ist es verständlich, daß man auch bei der Herstellung von Uhren etwas Geheimnisvolles entwickelte zum Erstaunen des Betrachters.

Diese Uhrentypen nennt man "Mysterieuse". Eine solche Mysterieuse finden wir auch im Museum im Ahlener Goldschmiedehaus, die ich vorstellen möchte.

Auf einem Sockelaufbau, in dem sich das Werk befindet, ruht eine achteckige, sich nach oben verjüngende Säule, die das durchsichtige, gläserne Zifferblatt mit einer starken Umrandung trägt. Zu sehen sind die beiden Zeiger und die Stundenziffern. Wie aber sind die Zeiger mit dem Werk verbunden? Wie drehen sie sich? Läuft die Uhr überhaupt? Ist ein Magnet im Spiel? Fragen über Fragen, man sieht keinen Hebel, kein Zahnrad.

Nun, Sie als Leser dieser Zeilen sollen das Geheimnis erfahren, wenngleich ein Zauberer niemals seine Tricks verrät.

Bei dieser Uhr gibt es keine Zauberei.

Das Werk, die Maschine, befindet sich im runden Sockel mit dem ausgeprägten Bogenfries.

Eine nicht sichtbare Achse, auf deren Ende ein Zahnrad befestigt

ist, führt durch die hohle, achteckige, konisch verlaufende Säule zu einem achteckigen Rahmen. Dieser Rahmen ist beidseitig verglast. Das rückwärtige Glas ist mit den Ziffern 1 - 12 bemalt. Zwischen den beiden Gläsern sind zwei Ringe eingepaßt, die für den Betrachter unsichtbar und auf der Außenseite mit einem Zahnkranz versehen sind. Diese beiden Zahnkränze fassen in das Zahnrad und in eine Schneckenübersetzung, die die Verbindung über die Achse zum Werk herstellt.

Beide durchsichtigen Gläser sind in der Mitte durchbohrt. Durch diese Löcher führt eine Achse, auf die die Zeiger lose gesteckt sind. Die sonst immer freien Zeigerspitzen, und das ist eben das Außergewöhnliche, sind in die zwei sich drehenden Ringe mit dem Zahnkranz eingesteckt. So ist das Geheimnis der Zeitangabe gelüftet.

Die Uhr ist ca. 24,6 cm hoch und in Deutschland um ca.1890 hergestellt. Das Ankerwerk funktioniert noch.

Das Gehäuse ist vergoldet. Sollte damit ein goldenes Zeitalter beginnen?

Unwillkürlich stellt man die Frage: "Warum so kompliziert, wenn es doch einfacher geht?"

Dann wäre es eben keine "Mysterieuse".

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