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Ahlener pilgern seit 1847 nach Telgte.

Wenn die Wallfahrer heute wie damals nach Telgte ziehen, auch wenn manchem Teilnehmer der etwa 30 km Fußweg nicht leicht fällt, tun sie es jedoch nicht in der Überzeugung, jegliches ihrer im Gebet vorgetragene Anliegen werde Erhörung finden, und zwar so, wie sie es gemeint hatten.
In einem alten Vers heißt es: “Maria hilft immer“
Es liegt in der Natur der Sache, dass die Motive der Wallfahrer Außenstehenden meistens verborgen bleiben.
Aus dem Buch „Die Ahlener Fußwallfahrt zur Schmerzhaften Mutter von Telgte 1847 – 1996“ von Dechant Paul Röschenbleck

Eingeladen zu einer Marienandacht im Museum im Goldschmiedehaus

traf sich am Christi-Himmelfahrtstag, dem 2. Juni 2011 eine Gruppe der jährlichen Wallfahrer zur Schmerzhaften Mutter nach Telgte an der Mariensäule auf dem Marienplatz, um anschließend das Museum im Goldschmiedehaus Ahlen aufzusuchen.

Eine besondere Aura im Museum vermittelten die Exponate der sakralen Kunst, die Wallfahrtsfahne, die Wallfahrtsmadonna, die während der Wallfahrt abschnittsweise von Wallfahrerinnen auf den Schultern getragen wird, das Avenhövelsche Votivbild, sowie die Pilgermedaille von 1979 mit der 1992 neu geschaffenen Kette.
Die Teilnehmer wurden mit dem musikalischen „Hymnus des Akathystos“ empfangen.

Impuls: Maria im Museum?

Lied: Sei gegrüßt, o Jungfrau rein ...

Sei gegrüßt, der Du der Welt den Erlöser geboren,
Sei gegrüßt, die Du das Leiden getragen,
Sei gegrüßt, die dem Auferstandenen geglaubt hat,
Sei gegrüßt, die Du mit uns gehst durch die Zeit!
Sei gegrüßt, Du heilige Mutter Maria

Lesungen, Bitten, Wechselgebete sowie gemeinsam gesungene Marienlieder erzeugten eine geistige Verbindung Gleichgesinnter mit ihren eigenen Anliegen zur Gottesmutter.

Wir beten.

Der Herr segne uns und behüte uns. Er schenke uns Menschen wie Maria, eröffne unsere Sinne, damit wir die leisen Töne wahrnehmen, damit wir mit offenen Augen die anderen sehen, damit wir den Geschmack des Glaubens nicht verlieren, das Leben immer neu riechen können und das Gespür füreinander behalten. Segne uns, dreifaltiger Gott, du der Vater, der Sohn und der hl. Geist.
Dank an Heintraud Maria Schmelting, Rudolf Aperdannier sowie Werner Fischer

Ahlener Wallfahrtsbild im besitz der Familie Avenhövel


Foto: Raphael Fischer

Das Avenhövelsche Wallfahrtsbild ca. 70 x 56,5 Öl auf Leinen, gehört mit zu dem Zyklus der heutigen bekannten sechs Gemälde. Sie sind nicht signiert und in der Zeit nach 1700 bis etwa 1720 entstanden.
Vier dieser Bilder, wie auch das Avenhövelsche, das sich in Ahlen befindet, vermitteln einen historischen Gleichklang mit Pietà, Kapelle und Prozessionsweg.
Das Gnadenbild ist im Schmuck der Zeit dargestellt mit dem typischen dreiteiligen Mantel und Krone mit schmalen Bügeln. Das besondere an diesem Bild ist jedoch der zusätzliche Kranz aus weißen Rosen auf der Dornenkrone Christi.
Aus „Der Rosenkranz - ein Thema in Telgte um 1700“ von Karl- Heinz Engemann, Sonderheft 2011

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Telgter Pieta

Gemälde des Telgter Gnadenbildes um 1734/54.

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Die Wallfahrtsfahne der Telgter Wallfahrer

Foto: Raphael Fischer

Die Wallfahrtsfahne aus der Gründung der Wallfahrt von 1847 wurde 1900 durch eine würdige neue Fahne ersetzt.
Diese Fahne sollte 1983 restauriert werden.
Bei Restaurierungsarbeiten stellte man fest, daß das aufgenähte Marienbild älter ist als die Fahne selbst. Damit dürfte gesichert sein, daß das Marienbild von der ersten Fahne stammt, die die Pilger schon bald nach der Gründung der Wallfahrt im Jahre 1847 beschafft haben.
Aus „Die Ahlener Fußwallfahrt zur Schmerzhaften Mutter von Telgte 1847-1996“ von Paul Röschenbleck mit Foto Seite 11

Die Rückseite der Fahne, die Pilgerseite, ist mit dem Schriftbild ADVOCATA NOSTRA geschmückt.
Freie Übersetzung: Sie heißt uns willkommen

Die Wallfahrtsmadonna steht während des Jahres in der Kapelle des Elisabeth-Tombrock-Hauses

Foto: Raphael Fischer

Die Ahlener Volkszeitung berichtet im Jahre 1901: „Spätestens im Jahre 1853 befand sich diese heute noch auf dem Wege nach Telgte mitgeführte Marienstatue im Besitze der Wallfahrt.“
Das äußere Erscheinungsbild der Madonnenstatue hat sich seit der Entstehung in der Mitte des 19. Jahrhunderts stark verändert. Ursprünglich war die ganze Figur farblich gefaßt, bis sie irgendwann abgebeizt wurde, sodaß sie sich bis heute im Naturholzton darbietet. 1987 wurde das Zepter Marias erneuert, das nicht mehr vorhanden war. Gleichzeitig sind auch die Schäden an der Marienkrone behoben worden.
Eine Neuinterpretation der Figur ist insofern vorgenommen worden, als alle Herrschaftsattribute in Gold gefaßt wurden. So korrespondieren in der Darstellung jetzt miteinander Paradiesfrucht (Apfel), das Symbol aller Versuche in der Menschheitsgeschichte, die Herrschaft über die Welt zu gewinnen, und der mit dem Kreuz gekrönte Reichsapfel, das geschichtsträchtige Zeichen in der Hand Jesu für die Herrschaft Gottes, die er, wenn auch oft genug angefochten, endgültig in der Welt aufgerichtet hat. Maria, die mit dem Fuß die teuflische Schlange niedertritt, hat Anteil am Sieg Jesu Christi. Als Zeichen der Teilhabe an seiner Herrschaft trägt sie Krone und Zepter.
Aus „Die Ahlener Fußwallfahrt zur Schmerzhaften Mutter von Telgte 1847-1996“ von Paul Röschenbleck

Die Pilgermedaille mit Kette für die schmerzhafte Mutter Gottes von Telgte


Foto Raphael Fischer

Alljährlich nach dem Fest Mariä Geburt, wenn die Wallfahrt der Ahlener nach Telgte kommt, erscheint das Gnadenbild der Schmerzhaften Mutter im Schmuck der von den Ahlener Pilgern gestifteten Pilgermedaille, gestaltet von der Ahlener Künstlerin Anita Blum-Paulmichl. Sie wurde der Schmerzhaften Mutter von Bischof Heinrich Tenhumberg am 9. September 1979 übergeben.
Die Medaille hing an einem Ripsband in den Farben Rot-Weiß, den Ahlener Farben, um so den Bezug zu Ahlen kenntlich zu machen. Sehr bald meinte man in Ahlen, es sei zuviel an Bescheidenheit, wenn die Schmerzhafte Mutter ihre Medaille an einem Ripsband tragen müsse. Seit 1992 trägt die Schmerzhafte Mutter die Medaille an einer Kette, deren einzelne Glieder nach dem Buchstaben „A“ gestaltet sind; so ist der Bezug zu Ahlen weiterhin ersichtlich.
Die Kette wurde in der Goldschmiedewerkstatt von Werner Fischer - Ahlen aus Sterlingsilber erstellt.
Aus „Die Ahlener Fußwallfahrt zur Schmerzhaften Mutter von Telgte 1847-1996“ von Paul Röschenbleck

Krone, Silber, teilvergoldet

2013-04-18 08.40.24

Der untere Kronenrand hat einen Durchmesser von ca. 145 mm und eine Höhe von ca. 280 mm. Auf dem mattierten Teil wurden 12 Fassungen mit farbigen facettierten Glassteinen befestigt.

Auf dem Kronenrand ist ein kronenförmiger Korpus mit 6 Bügeln aufgesetzt. In die 6 Zwickel sind ziselierte Muschelornamente und 6 Blumensträuße eingesetzt, die zur Mitte führen. Zunächst bildet eine vergoldete Kugel auf Sockel den Abschluß.

Bei dieser Krone ist auf der Kugel eine Spirale aus Silberdraht befestigt, die eine geflügelte Taube trägt, auf deren Kopf ein dreieckiges Silberschild, welches die Trinität andeutet, befestigt ist.

Diese Krone ist für eine Madonnenfigur erstellt worden. Die Madonnenfigur wurde bei Prozessionen auf einer Trage befestigt, die vielerorts von jungen, unverheirateten Frauen auf den Schultern getragen wurde.


Auch heute wird bei der jährlichen Wallfahrt von Ahlen nach Telgte eine Madonnen- Statue mit goldfarbener Krone, Zepter und Reichsapfel in der Prozession von unverheirateten Frauen getragen. Zu allen anderen Zeiten des Jahres hat die Madonnenfigur mit dem Jesuskind in der Kapelle des Elisabeth-Tombrock-Hauses ihren Platz.

Spätestens im Jahre 1853 befand sich diese heute noch auf dem Wege nach Telgte mitgeführte Marienstatue im Besitze der Wallfahrt.“ So berichtete Dechant Paul Röschenbleck.

Zurück zur silbernen Wallfahrtskrone des Museums im Goldschmiedehaus Ahlen,

die ebenfalls von jungen Frauen auf den Schultern getragen wurde. Während des Gehens wippte die Taube auf der Madonnenkrone beachtlich. Das nahmen die frommen Zuschauer am Wegesrand wahr; denn durch die biegsame Welle wackelt bei jedem Schritt der Heilige Geist. Amen.

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