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Fassadenreliquiar, Neapel 1736, Silber,

2013-04-18 08.42.15

getrieben, ziseliert, punziert, graviert, auf geformten und grundierten Holzkern aufgezogen.
Maße: Höhe 400 mm, Breite der Schmuckfassade ca. 138 mm, Sockelbreite 131 mm, Sockeltiefe 89 mm.
Marken: Beschauzeichen der Stadt Neapel 1736 (Rosenberg 3. Band, 7404). Wardeinstempel der der Stadt Neapel 1736 (Rosenberg 3. Band, 7411)
Inschrift: NIC. DE BLASIO ET LAV. DE NEAP. EX D. IOS.CESA!. A.D. 1736

Auch um die Zeit nach Christi Geburt war der Kuss als Begrüßung üblich, denn der Evangelist Markus berichtet (14,44) "Der Verräter (Judas) hatte mit ihnen ein Zeichen vereinbart und gesagt: Der, den ich küssen werde, der ist es. Nehmt ihn fest, führt ihn ab und lasst ihn nicht entkommen." Es war das Zeichen für die römischen Besatzungs-Soldaten, den Menschen Jesus, geboren in Bethlehem, zu verhaften.

Reliquiar in Form eines barocken Fassadenreliquiars, das seiner Funktion nach auch Kußreliquiar genannt wird. Der Griff an der Rückseite dient dazu, dass den Gläubigen an besonderen Festtagen das Reliquiar zur Berührung oder zum Kusse gereicht werden konnte.
Die Schauseite des Reliquqars ist aus einer getriebenen und ziselierten Reliefplatte gestaltet, die auf einem geformten und grundierten Holzkern aufgenagelt ist.
Aufbau, Form und die ornamentale Gestaltung des Silberreliefbeschlages bestätigen die Herkunft aus der Zeit des italienischen Barocks.
Der Sockel ruht auf zwei Volutenfüßen. Als weitere Stütze dient auf der Rückseite ein Volutengriff aus Holz. Über dem Schaft mit angedeutetem Nodus erhebt sich die große Schmuckfassade mit einem ovalen Schaugefäß in der Mitte.
Die Oberfläche des Silberbeschlages ist durchgehend mit ziselierten C-Bögen und Akanthusblättern verziert. Das Schaugefäß mit der Reliquie wird zusätzlich an beiden Seiten von Engeln flankiert, die auf den C-Bögen ruhen. Am oberen Ende bekrönt eine Heiligendarstellung das Reliquiar. Sie ist von Wolken umhüllt und mit den Attributen Stab und Buch sowie einem Hundekopf versehen. Bekleidet ist der Heilige mit einer Mönchskutte.

Die Reliquie selbst wird gesondert in einer kleinen ovalen Dose mit verglastem Deckel aufbewahrt. Die Überreste sind auf einem rautenförmigen Papier und Textilgrund aufgeklebt. Ein Beschriftungsband kennzeichnet die Reliquie: S. Ludovici Reg.
Um die Echtheit der Reliquie zu dokumentieren, ist auf der Rückseite ein Siegel angebracht; ein beigefügtes Echtheitsschreiben, die Authentik, fehlt jedoch. (Fadenreste an alter Versiegelung).

Literatur: Werner Fischer, Sakrale Kunst, Seite 100

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