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Reliquiar vor 1500

 

Reliquiar - Turmreliquiar - Donninus

Kupfer, vergoldet, getrieben, graviert, Glas

Maße: Höhe 410 mm, Breite des Schaugefäßes 70 mm, Durchmesser des Fußes 120/170 mm

Die Basis zeigt eine typische gotische Fußform in der Art eines sechsseitig geschweiften Sternes.
Die Seiten sind abgesetzt und mit einer umlaufenden Punktreihe verziert.

Eingravierte florale Ornamente beleben die Zwickel der Oberseite des Sternes. Ein nochmals aus dem Stern hervorgetriebener Rundfuß, der mit einer gravierten Sechspassrosette verziert ist, leitet zum sechsseitigen Schaft des Reliquiars über.

Der Schaftsockel ist mehrfach profiliert. Ein gewalmter sechskantiger Nodus mit einer vorspringenden Sechskantplatte unterteilt den Schaft in zwei Hälften. Der sehr schlanke Schaft trägt die Laterne des Reliquiars, die aus einem viereckigen Glasgehäuse mit über Eck gestellten Pfeilern geformt wurde.

Hinter vier Fensterrahmungen aus kleinen Rundbögen, die an den Seiten mit Säulenkapitellen abschließen, ist die Reliquie, ein Knochenstück des heiligen Domninus (gestorben 304 ?) auf rötlichem Textilgrund aufgenäht.
Ein Papierstreifen mit der Beschriftung S. Domninus M 9. October. kennzeichnet die Reliquie.

Dechant Paul Röschenbleck hat im November 1985 im Martyrium Romanum und acta Santorium (Heiligengeschichte) nachfolgende Information erfahren:

Der Schriftsatz im Reliquiar Domninus M 9. October

Bei Julia im Gebet von Parma an der claudischen Strasse wurde gemartet der hl. Blutzeuge Domninus. Unter Kaiser Maximus (Nachfolger des Kaisers Constantin) wollte er der wütenden Verfolgung ausweichen, wurde aber von den Verfolgern ergriffen. Vom Schwert durchbohrt (bei der letzten Christenverfolgung) fand er ein ruhmvolles Ende.

Fest: Am 9. Oktober

Eine Begutachtung der Reliquie fand durch den Chirurgen Dr, Thomas Haug, Ahlen, anno 2009 statt mit dem Ergebnis, dass es sich hierbei um einen Knochenteil handelt.

Im Marthyrium Romanum steht:
Bei Julia im Gebet von Parma an der claudischen Strasse wurde gemartet der Blutzeuge Domninus. Unter Kaiser Maximianus (Nachfolger Kaiser Constantin ) wollte der wütenden Verfolgung ausweichen, wurde aber von den Verfolgern ergriffen. Vom Schwert durchbohrt (bei der letzten Christenverfolgung) fand er ein ruhmvolles Ende.

Eine Begutachtung der Reliquie fand durch den Chirurgen Dr. Thomas Haug, Ahlen, anno 2009 statt, mit dem Ergebnis das es sich hierbei um ein Knochenstück handelt.

Ein viereckiger Kegel verschließt das Gefäß von oben mit einem Scharniergelenk. Die Dachseiten sind mit Krabben befestigt und auf straffiertem Grund verziert. Eckfialen und ein umlaufender Zinnenfries runden den Eindruck einer Turmspitze ab. Eine ursprünglich vorhandene Turmbekrönung ist abgebrochen und nicht mehr vorhanden.

Der Vergleich mit parallelen Werken, hier vor allem ein gleichgestaltetes Reliquiar im Bayerischen Nationalmuseum in München (Inv. Nr. 3572 MA), läßt vermuten, dass es ein Kreuz gewesen ist.

Der hl. Domninus von Fidenza zählt zu den im italienischen Raum besonders verehrten Heiligen. Als angeblicher christlicher Kammerdiener des Kaisers Maximilian wurde er 304 bei Fidenza/Italien enthauptet. Der Tag seines Martyriums wird jeweils am 9. Oktober gefeiert. Besondere Verehrung erhält er immernoch in Fidenza, Italien.

Weitere Recherchen des Märtyrer Domninus oder Donninus oder auch Doninus weisen auf einen Soldaten, einen römischen Offizier in Trier hin, der auf der Claudischen Straße nach Rom enthauptet wurde.

In den Korrespondenzen mit Museumsdirektor Gianpaolo Gregori erfahre ich (Werner Fischer) über den Stadt- und Kirchenpatron der Stadt Fidenza in Italien:

In Fidenza befindet sich unter dem Altar der Crypta der Kathedrale ein fast vollständig erhaltenes Skelett des S. Donnino, das – über dessen Umfang man berichtet hat – 1853 wiederentdeckt wurde in einem unterirdischen romanischen Altar des II. Jahrhunderts.

Ich, Museumsdirektor Gianpaolo Gregori hatte die Gelegenheit, 2006 bei der letzten Rekonstruktion dieses Skeletts dabei zu sein, die angeführt wurde in Anwesenheit eines

Paläopathologen aus Parma, der festgestellt hat, dass das Gerüst richtig zusammengefügt war.

Die dortigen Bestände sind aber unkomplett deswegen, weil die Existenz eines Fragments einer Reliquie in Ahlen (müßte wissenschaftlich geklärt werden) in Zusammenhang steht mit der derzeitigen Situation und stellt ein geschichtliches Problem dar, das ich zu lösen versuche, seit ich davon Kenntnis bekommen habe.

In Fidenza behauptet man, dass der Korpus des gemarterten Patrons von dem Ort entfernt wurde, wo er aufbewahrt wurde und im Jahre 1178 hat man ihn provisorisch in der Kirche S. Pietro untergebracht, während man die Crypta des Domes, wo man ihn 1207 unter dem Altar des neuen Altares untergebracht hatte, erneuert hat. In diese Epoche fällt auch das Einsetzen des Zahnes des Heiligen in den romanischen Kelch des hl. Donnino.

Eine andere Relique existiert in der Nähe von Fidenza seit 1853, wo sie in einem silbernen Armreliquiar von 1720 in der Kirche des S. Donnino in Montecchio Emilia (Provinz von Reggio Emilia) aufbewahrt wird.
Man weiß nicht, wann die Reliquie von der Kirche gekauft wurde, die auf das 12. Jahrhundert zurückgeht (das hängt mit der Diözese von Parma zusammen) aber ich vermute, dass sie nicht vor dem 16. Jh. dort angelangt ist.

Aber in 1488 hat man unter dem Altar der Krypta des Domes eine geschnitzte Marmortruhe aufgestellt von einem lombardischen Künstler (die den Korpus niemals beinhaltete!). Ich halte es nicht für unwahrscheinlich, dass man in diesem Fall eine neue Erkenntnis machen muss über den Korpus des Patrones, obwohl es dokumentiert ist, könnte durch die Existenz der Reliquien in Montecchio und in Ahlen der Beweis erbracht werden. Anders ist das nicht zu erklären.

Soweit der übersetzte Text des italienischen Museumsdirektors.

Bereits vorher im Jahre 1997 war das Ehepaar Fischer für mehrere Tage auf den Spuren des hl. Domnino in Fidenza und nahm auch an den Feierlichkeiten des 9. Oktobers teil.