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Monstranz

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Süddeutsch um 1740, Bronze, vergoldet, Silber, gegossen, getrieben, ziseliert, punziert

Maße: Höhe 410 mm, Durchmesser des Fußes 132 - 160 mm, Marken: Verschliffen (?)

Strahlenmonstranz mit Ständer im Stil des Rokoko, ohne Lunula.

Das Schaugefäß der Monstranz mit Strahlenkranz erwächst organisch über den Schaft aus dem querovalen Fuß. Die Wölbung des Sockels steht auf einem überkragenden, gekurvten, glatten Rand. Vier aufsteigende und sich zum Schaft hin verjüngende Rippen gliedern die ziselierte Oberfläche in vier unterschiedlich große Felder. In diese sind Rocailleornamente eingeführt, die durch ihre zarten und asymetrischen Formen die gegliederte Ordnung in Bewegung versetzen. Der Kontrast von aufbauenden zu auflösenden Kräften in der Gestaltung des Fußes wird im Aufbau des Schaftes gebunden. Dieser ist aus einem breiten Balusternodus geformt. Rocaillenornamente und Volutenstege lassen den Schaft zu einem Zierelement der Monstranz werden.

Die leicht ovale, mit Glas verschlossene Sichtöffnung für die Hostie ist mit einem Strahlenkranz hinterlegt. Dieser wiederum vorgelagert ist eine kleine Schmuckfassade aus Rocailleelementen. Ein kleiner Zierkranz aus den gleichen Ornamenten schwingt sich rahmend um die Sichtöffnung und steigert damit die Plastizität der Fassade.

Auf diese Fassade aufgesetzt, thront in den Wolken oberhalb des Gefäßes Gott Vater mit dem dreieckigen Nymbus. Unterhalb schwebt die Taube des Heiligen Geistes. Zu beiden Seiten wenden sich anbetende Engel der Mitte mit dem eucharistischen Brot zu.

Die bewegte Heiterkeit der Formen zeugt von der Sinnesfreude der Menschen der Barockzeit. Barocke sakrale Kunstwerke wollen durch Steigerung und Ausweitung des Irdisch-Herrlichen das Göttliche ins Diesseits holen. Die Darstellung der Trinität auf der Monstranz gleicht einer Theaterinszenierung, die den "Zuschauer" in seinen Bann schlägt und ihn zur Anbetung und frommen Andacht einstimmen möchte.

Literatur: Sakrale Kunst von Werner Fischer Seite 54/55

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