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Votivbild, deutsch 18. Jh., Silber, getrieben, ziseliert, punziert, Maße: 117 x 139 mm, keine Marken

Weihegeschenke sind Gott, einzelnen Heiligen und Kirchen darbegrachte Gaben und Opfer, um dadurch in gewissen Anliegen erhört zu werden oder auch für erlangte Gebetserhörung, besonders in Folge eines Gelübdes (ex voto = Votivgeschenke), Dank abzustatten.

Votiv- und Opfergaben sind als Mittel der Gottesverehrung und Danksagung schon seit Jahrhunderten bekannt. Sie nehmen in Wallfahrtskirchen und Klöstern einen besonderen Platz ein und sind sichtbare Zeichen von Gebetserhörungen.

Das Votivbild ist in der Mitte leicht gewölbt. Am oberen Ende ist eine Lochung mit durchgezogenem Ring angebracht. Von einem Zopfkranz umrahmt ist in der Bildmitte Maria mit ihrem toten Sohn plastisch dargestellt (Vesperbild, ital. Pieta). Maria sitzt vor dem Hintergrund des Kreuzes und hält den leblosen Körper Christi in ihrem rechten Arm. ZTu beiden Seiten Mariens stehen zwei Heilige: zur Rechten, mit einer Rüstung bekleidet, der heilige Erzengel Michael, den Drachen (Satan) tötend; zur Linken steht die jugendliche Gestalt eines Mannes, in eine Albe gekleidet, in seinen Händen einen Palmzweig und Buch haltend. Wegen dieser Attribute kann man davon ausgehen, dass es sich um den Märtyrer und Diakon, den hl. Stephanus handelt.

Da das Votivbild den Opfertod Jesu Christi darstellt, könnte die meisterlich ausgeführte Goldschmiedearbeit auch als Antependium gedient haben. Das Antependium (lat. = Vorhang) bestand meistens aus einem Vorhang oder aus kostbaren Goldschmiedearbeiten, die seit dem Mittelalter die Schauseiten des Altars verkleideten. Ihre bildlichen Darstellungen sollten Bezug nehmen auf Christus als Opfer, auf das Opfer Abels, Abrahams oder Melchisedechs.

Reste deuten darauf hin, dass die Rückseite des Votivbildes der besseren Stabilität wegen ausgekittet war.

Literatur Werner Fischer, Sakrale Kunst, Seite 158

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